Was mach ich da

 

Wenn alle schwitzen, und ich frier,

alle sich vergnügen, außer mir,     

und ihre dünnen Witzchen

gehn mir am Arsch vorbei -

was hält mich fest, hält mich dabei?

 

Schmeckt mir das Bier im Glas nur schal,

wird jedes Lächeln mir zur Qual,

die Themen der Gespräche

interessiern mich nicht –

bin nicht im Dienst, hab keine Pflicht.

 

Was mach ich da, sag mir was ich da soll -

die Luft verqualmt, der Raum zu voll,        

von Anfang an schon keine Lust -

verkorkster Abend - habs gewusst.

 

Ein Blick, ein Nicken – nick zurück...

bloß nicht so tun, als wärs mein Glück.

Und schon kommt jemand

mit zwei Gläsern auf mich zu –

vertrauter Gruß - "Sieh an, auch du?"

 

Weiß nicht – „Hab ich sie schon gesehn?“

Musik zu laut - kann nichts verstehn...

"Nein, so ein Zufall..." –

und der Fluchtweg ist verstellt.

Weiß selbst nicht, was mich hier noch hält...

 

Was mach ich da, sag mir was ich da soll -

die Luft verqualmt, der Raum zu voll,        

von Anfang an schon keine Lust -

verkorkster Abend - habs gewusst.

 

Kann sein, dass es noch schlimmer wird.

Hab mich nicht zufällig verirrt.

War wohl zu gutmütig

und hab mich nicht gewehrt -

Habs gleich gewusst - es war verkehrt.

 

Ich sing - und doch hört keiner hin.

An sich hat Singen keinen Sinn -

Beim Quatschen, Saufen,

Grölen stört nur mein Gesang.

Ein kurzes Lied ist schon zu lang.

 

Was mach ich da, sag mir was ich da soll -

die Luft verqualmt, der Raum zu voll,        

von Anfang an schon keine Lust -

verkorkster Abend - habs gewusst.

 

Büfett geplündert, Fass längst leer.

Der Wein zu trocken, schmeckt nicht mehr.

Das Hemd klatschnass –

war im Gedränge ein Glas Bier...

Na klar: Son Pech passiert nur mir...

 

Der Rest des Abends ne Tortur.

Nicht mal verschämt der Blick zur Uhr.

Kann manchmal auch befreien,

wenn die Zeit verrinnt...

Jetzt nix wie abhaun! Ich verschwind...

 

Was mach ich da, sag mir was ich da soll -

die Luft verqualmt, der Raum zu voll,        

von Anfang an schon keine Lust -

verkorkster Abend - habs gewusst.

 

Copyright 2002 Gerd Schinkel

 

Es gibt eine besondere Art gewissermaßen „Vergnügungssteuerpflichtiger“ Veranstaltungen, die ein hohes Maß an Vertreibungspotential aufweisen – zumindest für mich. Es musste einfach mal zusammengefasst gesagt bzw. besungen werden. Reflektion eines Musikers, der sich als Musikbox missbraucht sieht. Geschrieben 2002