Knibbel-Lied

 

Wenn ich mal hingefallen bin

und rote Tropfen fließen

mir vom Knie am Bein wie nie.

Auch Tränen sich ergießen,

dass ich fast im Wasser schwimm,

weiß ich doch, ist halb so schlimm.

Denn am Ende steht ein Spaß,

den ich mir nicht nehmen lass:

 

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

 

Und ist dann

nichts mehr dran,

fang ich irgendwann,

wenn ich kann,

wenn ich kann,

woanders an.

 

Als mir son Ding am Nagel hing

und den Finger zwickte:

Ein Nagelstück. Ich zog und drück-

te, doch gar nichts glückte.

Es hing da und ging nicht weg.

Schien es fast, es hat kein Zweck!

Doch am Ende steht ein Spaß,

den ich mir nicht nehmen lass.

 

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

 

Und ist dann

nichts mehr dran,

fang ich irgendwann,

wenn ich kann,

wenn ich kann,

woanders an.

 

Ein Stück Haut hab ich geschaut,

das nicht mehr ganz fest war.

Sah ichs an und zog daran,

so als obs ein Test war:

Lass ichs? Oder reiß ichs ab,

bis ich da keine Haut mehr hab?

Und das ist ein toller Spaß,

den ich mir nicht nehmen lass.

 

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

 

Und ist dann

nichts mehr dran,

fang ich irgendwann,

wenn ich kann,

wenn ich kann,

woanders an.

 

Wird mir einmal so recht zur Qual

ein Pickel, rot und grässlich,

so dass ichs drück, das dumme Stück,

denn es macht mich hässlich.

Aber kommt er noch nicht raus,

macht mir das nicht sehr viel aus,

denn es bleibt mir doch der Spaß,

den ich mir nicht nehmen lass...

 

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

Ich knibbel mir, ich knibbel mir,

solang da noch was dran ist,

die Kruste ab, die Kruste ab,

bis da nichts mehr dran ist.

 

Und ist dann

nichts mehr dran,

fang ich irgendwann,

wenn ich kann,

wenn ich kann,

woanders an.

 

Copyright 1988 Gerd Schinkel

 

Das Lied beschreibt eine Marotte, die sich bei manchen Leuten ein Leben lang nicht verliert. Nach dem ich es zunächst als Kinderlied geschrieben hatte, haben mich Reaktionen von Eltern bei Kinderkonzerten bestärkt, es auch bei Konzerten für Erwachsene zu singen. Das Lied entstand 1988 aus einem Spontaneinfall während eines Osterurlaubs in Leipzig.