Ich bin stolz

 

Ich hab schon graue Schläfen,

aber darauf bin ich stolz,

denn immerhin

sind sie ein Teil von mir.

Bin stolz auf meine Zehennägel!

Hab sie selbst gekürzt!

Und wenn ich stolz bin,

zeig ichs auch vor dir.

 

Bin stolz auf meinen Schnupfen

und stolz auf meinen Schlaf!

auf unser Wetter

bild ich mir was ein!

Ein Regenbogen macht mich

richtig stolz und selbstbewusst!

Da könnt ich dann

vor lauter Stolz laut schrein.

 

Stolz auf mein Wasser,

stolz auf allerhand,

stolz auf meine Lüfte und Düfte

stolz auf ein Stück Land.

 

Wenn ich durch die Stadt stolziere,

kriegt mich keiner klein,

stolz wie Oskar

schlecke ich mein Eis.

Und stolz kauf ich mir Kaffee,

les die Zeitung voller Stolz,

und weiß auch,

so viel Stolz hat seinen Preis.

 

Bin stolz auf unsern Kanzler,

bin stolz auf unsern Merz,

er macht, wie der April,

das, was er will.

Bin stolz auf Vater Rhein

und stolz auf Mutter Natur,

so stolz, dass ich

mit Stolz mein Konto füll.

 

Stolz auf mein Wasser,

stolz auf allerhand,

stolz auf meine Lüfte und Düfte

stolz auf ein Stück Land.

 

Das Loch in meinem Socken

füllt mit Stolz mir meinen Schuh,

und stolz verberg ich

nicht den Hosenfleck.

Stolz bohr ich in der Nase

und bin stolz, wenn ich was find,

so stolz, dass ich den Stolz

auch nie versteck.

 

Bin stolz wie eine Eiche,

an der kein Schwein sich reibt,

und wie ein Schornstein

qualm ich voller Stolz,

seh verschwommen meinen Deckel,

und mein Glas ist leer,

doch ich bin und bleibe stolz -

aber was solls.

 

Stolz auf mein Wasser,

stolz auf allerhand,

stolz auf meine Lüfte und Düfte

stolz auf ein Stück Land.

 

Copyright 2001 Gerd Schinkel

 

Dieses Lied entstand in einer Zeit, als sich die politische Diskussion hierzulande unter anderem um einen Begriff wie „Leitkultur“ drehte. Oft ging es auch um die Frage, ob es uns im Vergleich mit anderen Nationen an Nationalstolz mangeln könnte. Dieser Diskussion konnte ich auch im Bekanntenkreis anlässlich eines Geburtstagsfestes bei Kaffee, Kuchen und Kölsch nicht entrinnen. Es ging darum, ob man stolz darauf sein könne und sollte, Deutscher zu sein. Bei der leidenschaftlich geführten Diskussion wurde viel getrunken... Meine Position habe ich anschließend „zusammengelallt“. Das Lied entstand 2001 - nach dem Kater, und beim Vortrag versuche ich, meine Zunge wieder etwas zu „beschweren“.