Voll dabei
Ob du mir grad jetzt zuhörst?
Kurz bevor es losging hab ich dich gesehn.
Ich hatte Lampenfieber, wieder
vor diesem schwarzen Loch im Licht zu stehn.
Das geht vorüber. Ist schon vorbei.
Ab geht’s - und ich bin voll dabei.
Verdammt - was ist das bloß?
Ich merk, wie ich dich in dem Dunkel such.
Dein Blick ging durch und durch und durch,
macht, dass ich hier vorne lautlos in mich fluch.
Irgendwo bist du. Ich will dich sehn,
nicht noch mal nur vorüber gehn.
Sag, hörst du: Bleib noch da,
bis ich hier vorne fertig bin.
Vielleicht hab ich dann genügend Mut gefasst,
zu dir zu gehn, mit dir zu reden –
wer weiß, ob ich dich wiederfind...
Hast du nicht auch
zu viele Chancen schon verpasst...
Wer bist du? Und was denkst du so?
Das ist, was mich wahnsinnig interessiert.
Wie ist dein Alltag? Lebst du gut?
Erzähl, was so um dich herum passiert.
Ich will es wissen. Will dir zuhörn.
Schick alle weg, die mich beim Zuhörn störn...
Du hast den Blick, der mich betäubt,
der mich mit einem Schlag hypnotisiert.
Ich soll mich konzentriern, doch merk ich,
mir ist heiß, und wie mein Hirn gefriert.
Geht das vorüber? Geht das vorbei?
Gehts ab? Bin ich noch voll dabei?
Copyright 1983 Gerd Schinkel
Geht auf eine der „Kommunikationen“ ein, die zwischen der Bühne und davor passieren können. Ein „Anbagger-Lied“ aus dem Repertoire meiner Rockband „Krise“, mit der ich unter dem Motto „rockt in den Kopf“ versucht habe, als „Liedermacher“ zwischen BAP, Grönemeyer und Westernhagen mein Publikum zu halten. Das Lied entstand in der ersten Hälfte der achtziger Jahre in einer Zeit, als ich mit meiner Band zwischen 1982 und 1984 vor allem im Großraum Stuttgart rund zwanzig Mal auftrat. Das Experiment ging schief, weil sich zwischen laut und leise kein Kompromiss finden ließ. Die Erfahrung möchte ich aber nicht missen.