Ich kenn den Weg zu dir

 

Turmhoch die Mauern, ohne Fensterlicht –

bist du nicht, das bist du nicht.

Maskenfassade, eiskalt im Gesicht –

bist du nicht, du nicht.         

 

Magst du dich auch verstecken,

wo keiner sucht und mit dir spricht -

ich kenn den Weg zu dir,

komm wie ein warmer Wind:

Umstreich dich zart, wenn ich dich find.

 

Unnahbar, Eisklotz, schwer wie Bleigewicht -

bist du nicht, das bist du nicht.

Verstellt, vernagelt, abgesperrt und dicht -

bist du nicht, das bist du nicht.

 

Magst du dich auch verschließen,

wo keiner sucht und mit dir spricht -

ich kenn den Weg zu dir,

komm wie ein Sonnenstrahl:

Umstreich dich zart, noch mal, noch mal...

 

Samtweich, wie Blütenblätter: Rose, die nicht sticht.

So kenn ich dich, so kenn ich dich.

Warm und taufrisch: Leuchtender Lichtstrahl, der nicht bricht.

So kenn ich dich, so mag ich dich.

 

Magst du dich auch bemühen:

Dich ganz zu schließen, schaffst du nicht.

Ich kenn den Weg zu dir,

komm so wie eine Flut.

Umstreich dich zart... - Das tut dir gut.

 

Copyright Anfang 90er Jahre Gerd Schinkel

 

Ein Lied zur „Dornröschen“-Thematik. Nicht jedem ist es gegeben, so einfach auf Menschen zuzugehen, weder ganz einfach kommunikativ, noch – oder erst recht nicht – emotional aufgewühlt, um ungehemmt Zuneigung zu signalisieren oder gar Zuwendung zu gewinnen. Mitunter sind gewaltige Mauern oder Hindernisse zu überwinden. Menschen, die nicht so leicht auf anderen zugehen können, sind nur schwer aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Doch manchmal warten sie darauf... Das Lied war eines der wenigen Versuche, Anfang der neunziger Jahre neben Lieder für Kinder auch mal wieder eines für Erwachsene zu schreiben. Geschrieben 1992