Paternoster

 

Gnadenlos, wie die Post abgeht.

Und die Luft wird dünn und knapp,

bis sich rasend alles vor Augen dreht,           

und dir klar wird, du machst schlapp.           

 

Schweißausbruch und der Druck im Kopf.

Du hast Angst, was noch passiert.

Rutscht dir grad dein Leben aus der Hand?

Schwindelanfall, weiche Knie –

geht das so, wenn man verliert?

Vorm Abgrund steht,

mit dem Rücken an der Wand...?

 

Paternoster gibt dir Zeit,

bist du vom Wettlauf abgeschlafft.

Paternoster bringt dir Ruhe –

in der Ruhe liegt die Kraft.

 

Hetzerei, die die Uhr diktiert.

Und die Schlagzahl steigt und steigt.

Genauso steigt auch die Pulsfrequenz.

Man wehrt sich nicht und schweigt.

 

Nicht die Spur einer Schwäche zeigen,

und fest zugepackt.

Rutscht die Hand auch ab, so feucht und kalt.

Auch wenns laut in den Schläfen pocht:

Du hörst nur den Leistungstakt.

Und der Druck sich in die Därme krallt...

 

Paternoster gibt dir Zeit,

bist du vom Wettlauf abgeschlafft.

Paternoster bringt dir Ruhe –

in der Ruhe liegt die Kraft.

 

Weil man immer noch mehr auf die Tube drückt,

wird Geschwindigkeit zur Sucht:

Und das Tempo macht dich ganz atemlos.

Jede Schicht ein Grund zur Flucht.

 

Herzbeklemmung, trockner Mund,

und ein Rauschen in den Ohrn.

Du suchst eine Chance, dich zu sortiern.

Hände zittern, der Blick wird stumpf,

und du spürst, du hast verlorn.

Und kannst dir gar nicht leisten, zu verliern...

 

Paternoster gibt dir Zeit,

bist du vom Wettlauf abgeschlafft.

Paternoster bringt dir Ruhe –

in der Ruhe liegt die Kraft.

 

Copyright 2003  Gerd Schinkel

 

Die Paternoster-Fahrt im WDR-Funkhaus ist vor jeder Schicht eine willkommene Stressbremse. Mit seiner regelmäßigen Zirkulation bringt er ins Leben Ruhe, die im hektischen tagesaktuellen Journalisten-Alltag häufig unter die Räder kommt.