Draufgänger

 

„Draufgänger, Schwerenöter, Aufreißer –

so ein toller Hecht....“, sagt Mama.

„Stößt er sich die Hörner ab,

ist das erst mal gar nicht schlecht“, sagt Mama.

„Irgendwann wird er schon zahm,

so wie der Opa, den sich Oma nahm...

Nein, da ist doch, was er macht, kein Drama“, sagt Mama.

 

„Nein, der Junge sucht nur seinen Spaß.

Er ist doch jung – und warum soll er nicht..?

Die Hühner laufen ihm ja alle nach...

und so nimmt er sich halt was er kriegt.

Und was ist auch schon dabei?

So ist die Jugend, und die Jungs sind frei...!

 

„Draufgänger, Schwerenöter, Aufreißer –

so ein toller Hecht....“, sagt Mama.

„Stößt er sich die Hörner ab,

ist das erst mal gar nicht schlecht“, sagt Mama.

„Irgendwann wird er schon zahm,

so wie der Opa, den sich Oma nahm...

Nein, da ist doch, was er macht, kein Drama“, sagt Mama.

 

Nein, der Junge hat ein gutes Herz

und auch Geschmack! Die Mädels sind ja nett...

Nein, er ist ja auch ein fescher Bub!

Na – da nimmt er sie halt mit ins Bett...

Und was ist auch schon dabei?

So sind die Jungs – heut ist die Jugend frei...

 

„Draufgänger, Schwerenöter, Aufreißer –

so ein toller Hecht....“, sagt Mama.

„Stößt er sich die Hörner ab,

ist das erst mal gar nicht schlecht“, sagt Mama.

„Irgendwann wird er schon zahm,

so wie der Opa, den sich Oma nahm...

Nein, da ist doch, was er macht, kein Drama“, sagt Mama.

 

Und ich brat ihm die Kartoffeln so, wie er sie mag.

Frag ihn nicht, in welchem Bett er bis zum Morgen lag.

Ich brat ihm die Kartoffeln so, wie er sie will.          

Und wenn mal eine länger bleibt, erlebt sie meinen Drill...

 

Nein, die Richtige, die zu ihm passt,

die ist vermutlich noch nicht auf der Welt!

Die einen sind zwar hübsch, doch dumm!

Die Raffinierten wollen nur sein Geld!

Besser bleibt er noch ne Weile frei!

Kondome hat er hoffentlich dabei...

 

„Draufgänger, Schwerenöter, Aufreißer –

so ein toller Hecht....“, sagt Mama.

„Stößt er sich die Hörner ab,

ist das erst mal gar nicht schlecht“, sagt Mama.

„Irgendwann wird er schon zahm,

so wie der Opa, den sich Oma nahm...

Nein, da ist doch, was er macht, kein Drama“, sagt Mama.

 

Copyright 2003 Gerd Schinkel

 

In der idealtypischen Kleinfamilie mit zwei Kindern gibt es mindestens zwei interessante Beziehungen: Die zwischen Vätern und Töchtern, und zwischen Müttern und Söhnen. In diesem Lied wird nun der Mutterstolz auf den umschwärmten Filius auf die Schippe genommen. Und wenn der Herzensbrecher zum unerträglichen Macho mutiert ist, darf Mama sich ruhig mal fragen, wie groß denn ihr eigener Anteil an der Entwicklung sein mag. Aber das ist wohl, hab ich gemerkt, eine Frage, die Mama nicht so gern hört…