Kleiner Engel

 

Kleiner Engel, schläfst du schon?

Dein Häschen fest im Arm?

Kleiner Bengel, träumst du schon?

Die Decke hält dich warm.

 

Was knirschst du laut mit deinen Zähnen?

Wo führt dein Traum dich hin?

Der Mond scheint hell durchs Fensterglas –

sieht, dass ich bei dir bin.

 

Kleiner Engel, wie die Zeit

so schnell verflogen ist.

Kleiner Bengel - gar nicht lang,

dass du gekommen bist.

 

Jetzt bist du schon so groß geworden,

suchst deine eigne Welt.

Der Mond scheint hell durchs Fensterglas –

will, dass dich keiner hält...

 

Kleiner Engel, hab dich lieb

und wünsch dir auch so viel.

Kleiner Bengel - es geht los:

Aufs nächste Zwischenziel.

 

Jetzt kommst du morgen schon zur Schule –

dein eigner Weg beginnt.

Der Mond scheint hell durchs Fensterglas –

auf uns und unser Kind.

 

Copyright 1989 Gerd Schinkel

 

Das Lied ist Teil eines Zyklus’ zum Thema Einschulung, den ich im Krankenhaus schrieb. Ich hatte dort nach einer Fußoperation genügend Zeit, mir alle Teilaspekte der Einschulung vorzustellen, während daheim -kurz vor Annelis Einschulung - alles „in echt“ ablief. In Gips und mit Krücken bin ich dann zur Einschulung gehumpelt. Dieses Lied überbrückt die Nacht zwischen „dem Tag davor“ und dem so wichtigen Morgen. Es ist als Lied der Eltern gedacht, die am Bettchen des Kindes darüber reflektieren, wie schnell die Zeit vergangen ist… Eine Situation, die ich mir im Krankenhausbett eben nur vorstellen konnte...