Ich kam in Jeans

 

Ich kam in Jeans und sie war schick.

Im Minikleid Magnet für jeden Blick.

Die Diskothek hieß „Falle“. Irgendwann war jeder da:

Beleuchtung schummrig, Musik laut – ideal, kam man sich nah.

 

Ich war so schüchtern. Sie war so scheu:

Berührung, Kuss, Umarmung – alles war so neu.

Genuss in engen Grenzen: Wir haben uns nicht mehr getraut.

Die letzte Bahn, der letzte Bus – und noch mal angeschaut...

 

Passt es oder passt es nicht? Gefühle noch im Test.

Man findet sich und kennt sich kaum – und hält sich noch nicht fest.

Irgendwie stimmt die Chemie, dass mehr draus werden könnt.

Wenns klappt, ist Glück. Wenn nicht? Halt Pech.

Dann war es nicht vergönnt...

 

Sie kam in Jeans und ich war schick:

In Bügelfalten mit perfektem Knick.

Wir wollten uns entgegen gehn beim nächsten Rendezvous.

Blind verstehn von Anfang an: Gehört halt Glück dazu...

 

Ich war voll Neugier. Sie interessiert:

Berührung, Kuss, Umarmung – mehr ist nicht passiert.

Genuss in engen Grenzen: Wir haben uns nicht mehr getraut.

Der letzte Bus, die letzte Bahn – und noch mal angeschaut...

 

Passt es oder passt es nicht? Gefühle noch im Test.

Man findet sich und kennt sich kaum – und hält sich noch nicht fest.

Irgendwie stimmt die Chemie, dass mehr draus werden könnt.

Wenns klappt, ist Glück. Wenn nicht? Halt Pech.

Dann war es nicht vergönnt...

 

Heut trägt sie Charme – und ich bin dick.

Gesehen und erkannt erst auf den zweiten Blick.

Die Wege führten auseinander. Und das war okay.

Ein Wiedersehn mit Sympathie: Und nichts tut dabei weh.

 

Wir sind gereift und nicht mehr jung.

Berührung, Kuss, Umarmung und Erinnerung.

Genuss in engen Grenzen: Wir haben uns nicht mehr getraut:

Ein Wangenkuss, ein scheuer Gruß und noch mal umgeschaut...

 

Passt es oder passt es nicht? Gefühle noch im Test.

Man findet sich und kennt sich kaum – und hält sich noch nicht fest.

Irgendwie stimmt die Chemie, dass mehr draus werden könnt.

Wenns klappt, ist Glück. Wenn nicht? Halt Pech.

Dann war es nicht vergönnt...

 

Copyright 2003 Gerd Schinkel

 

Ob die Gegenwart an Reiz verliert, wenn man älter wird? Was sonst könnte der Grund sein, dass sich immer mehr Themen aus der Erinnerung und der persönlichen Vergangenheit in Lieder verwandeln. So wie in den ersten beiden Strophen beschrieben, ist es in meinen letzten großen Schulferien, 1970 im Jahr vor meinem Abitur, auch passiert. Ich traf Margret an den Wochenenden, wenn ich in einer Bonner Diskothek Erholung von meinem Knochenjob suchte, den ich für drei Wochen in einer Chemiefabrik in Wesseling gefunden hatte. Single der ich war, bemühte ich mich um Kontakt zwecks Anbahnung einer Beziehung. Was sich dabei in einem Fall ergab, erzählt dieses Lied - ein Rückblick, geschrieben mit inzwischen 25 Kilogramm zusätzlichem Ballast. Ich wog bei einer Größe von 186 cm damals nur 59 kg – im Vergleich damit bin ich heute dick.... Daher die erste Zeile der letzten Strophe... Die Strophen eins und zwei sind biografisch (Sommer 1970, kurz bevor ich in der zweiten Ferienhälfte auf dem Weg zum Festival auf der Isle of White an der englischen Südküste in Eastbourne meine Frau Martina kennen gelernt hatte...) - die Strophe drei könnte antizipiert sein...? Noch hab ich Margret nämlich nicht wiedergesehen. Geschrieben 2003