Durch den Wind

 

Wenn im Spiegel mich ein fremder Mann ansieht,

der mir außerdem noch ne Grimasse zieht,

dann sag ich ihm vielleicht verschlafen ins Gesicht:

„Kann sein, dass ich dich kenn – doch ich rasier dich nicht!“          

 

Man kann nicht gerade sagen, dass ich mich verwöhn.

Kann sein, dass ich grad deshalb ziemlich häufig stöhn –

Ich bin mit mir geschlagen, steck in meiner Haut.

Viele Fragen hab ich mich noch nicht zu stelln getraut:

 

Ich würd gern wissen, wer ich wirklich bin.

Wüsst gerne, wie es aussieht in mir drin...

Wär ich nicht ich – wie müsst ich sein anstatt          

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

 

Gibt ne Menge Leute, die mich häufig sehn,

die mir gern versichern, dass sie mich verstehn.

Ich denk mir meinen Teil dazu und glaub es kaum.

Weiß nicht, was ist ein guter, was ein böser Traum.

 

Du kannst mir helfen, wenn du ihn zu deuten weißt:

Außen ist mir heiß, doch innen ists vereist...

Bin mit mir gepeinigt, mag mich selber nicht –

Ich hab nur eine Frage, kenn die Antwort nicht:

 

Ich würd gern wissen, wer ich wirklich bin.

Wüsst gerne, wie es aussieht in mir drin...

Wär ich nicht ich – wie müsst ich sein anstatt          

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

 

Manchmal merk ich, steh ich völlig neben mir.

Mag sein, wenn ich auch da bin, schein ich weit von hier.

Schweb irgendwo auf Wolken, ohne Überblick.

Weiß nicht, wie ich dahin komm. Wüsst gern selbst den Trick.

 

Fall hin und wieder immer wieder auf mich rein.

Muss auch wohl für mich selbst unwiderstehlich sein.

Und hoff, dass ich doch wenigstens die Kurve krieg,

und mir nicht selber irgendwann zu Füßen lieg.

 

Ich würd gern wissen, wer ich wirklich bin.

Wüsst gerne, wie es aussieht in mir drin...

Wär ich nicht ich – wie müsst ich sein anstatt          

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

chaotisch, durch den Wind – sortiert und glatt?

 

Copyright  2003  Gerd Schinkel

 

Die Anregung zu diesem Lied, in dem die Frage nach der eigenen Identität aufgeworfen wird, stammt von dem amerikanischen Singer/Songwriter Steve Forbert. Wer bin ich eigentlich? Kenn ich mich überhaupt? Blicke ich selbst hinter meine eigene Fassade? Die Antworten verlangen schon eine gewisse Distanz zu sich selbst.