Kalt

 

Kalt,

kalt wie Schnee,         

tu mir nicht weh –

bleib mir fern.

Heiß,

heiß und Schweiß,

kalt wie Eis –

bleib mir fern.

 

Keinem was sagen,

niemanden fragen –

bloß nicht von reden.

Das geht vorbei,

geht vorbei,

geht vorbei –

geht vorbei.

 

Qual,

Höllenqual,

gemein, brutal –

bleib mir fern.

Wut,

kalte Wut,

so weh tut –

bleib mir fern.

 

Keinem vertrauen,

zu Boden schauen.

Die Nächte durchwachen –

das geht vorbei,

geht vorbei,

geht vorbei –

geht vorbei.

 

Hass,

leichenblass,

total und krass –

bleib mir fern.

Hohl,

leer und hohl,

fühl mich nie wohl –

bleib mir fern.

 

Jetzt widerstehen

und nie wiedersehen,

die Nächte vergessen.

Wann gehts vorbei?

Gehts vorbei?

Gehts vorbei? –

Gehts vorbei?

 

Schreck

nie mehr weg,

und der Dreck –

bleib mir fern.

Fühl

kein Gefühl,

alles kühl –

bleib mir fern.

 

Nie mehr im Engen,

nie wieder bedrängen,

nie mehr Angst spüren –

das geht vorbei,

geht vorbei,

geht vorbei –

geht vorbei.

 

Copyright 1992 Gerd Schinkel

 

Der Text entstand, nachdem ich Anfang der 90er Jahre im STERN eine aufwühlende Reportagereihe über Inzest und unglaubliche Schicksale gelesen hatte. Bei diesem Thema fällt es mir schwer, liberale Ansätze im Strafvollzug zu rechtfertigen.