DIESELBEN

 

Bin ich auch nicht stets der Gleiche,

bin ich doch immer noch derselbe -

bin im Rheinland aufgewachsen,

doch geboren an der Elbe.

Dort ins Leben reingeholt,

danach ins Leben „rheingestoßen“

durchgeschlängelt, nicht geboxt,

zwischen Kleinen, zwischen Großen.

 

Bin geblieben, wer ich war –

manchmal kurz, mal lang das Haar,

von Beginn an, nach dem Start,

noch ohne Bart.

 

Ich bin immer noch derselbe,

auch wenn ich mir nicht immer gleiche -

ging nicht immer geradeaus,

manchmal gabs auch eine Weiche.

Bin ins Leben reingesprungen,

reingeworfen, reingeschmissen -

mal gings glatt, mal wars misslungen –

und nur selten ganz beschissen.

 

Bin geblieben, wer ich war –

manchmal kurz, mal lang das Haar,

gebüffelt in der Schule hart –

am End mit Bart.

 

Genauso bin ichgeblieben

und kein anderer geworden:

Bin im Westen angekommen,

zog nach Süden, kam vom Norden.

Konnt so nicht der Gleiche bleiben,

zog aus dem Leben meine Lehren,

ließ mir Bart und Haare wachsen

und gelegentlich auch scheren…

 

Bin geblieben, wer ich war –

manchmal kurz, mal lang das Haar,

verliebt, verlobt und dann gepaart –

mit dunklem Bart

 

Blieb nicht so wie ich gewesen,

musste mit der Zeit mich ändern,

wenn’s nötig war, mich anzugleichen

soll nun meine Lieder gendern…

Wenn ich in den Spiegel blicke,

seh ich einen grauen Alten,

dem man seine Jahre ansieht –

sein Gesicht durchziehen Falten…

 

Bin geblieben, wer ich war –

manchmal kurz, mal lang das Haar,

an Wangen, Kinn, mal weich mal hart –

nun weiß der Bart.

 

Auch du bleibst für mich dieselbe,

gleichst du der auch längst nicht mehr,

die mich nahm, als ich mir noch nicht

glich, so viele Jahre her.

Wir erkennen uns verändert,

als dieselben, die wir warn,

wenn wir auch anders aussehn heute,

als vor längst vergangenen Jahrn.

 

© 2022 Gerd Schinkel