WOHIN DER WEG AUCH FÜHRT

 

Wenn mich der Tagesärger plagt,

mir jeder seine Sorgen klagt,

doch keiner nach den meinen fragt,

dann bist du da,

hab ich dich auch nicht hier.

 

Bin ich kaputt vom Tageslauf,

haut mir noch jeder einen drauf,

dass ich am Abend nur noch sauf –

denk ich an dich,

und hab dich dann bei mir.

 

Dann weiß ich, dass es weiter geht,

wohin der Weg auch führt.

Mit dir ist es für nichts zu spät.

Das hab ich jedes Mal,       

wenn ich verzweifelt war, gespürt.

 

Wenn du im Zorn dich bald vergisst,

der Willkür ausgeliefert bist,

die so an deinen Nerven frisst,

dann bin ich da,

bin ich auch weit von dir.

 

Denkst du verschreckt, es geht nicht mehr,

schafft dich der Tageskram so sehr,

wird dir darum das Ausharrn schwer,

dann hast du mich,

denn ich steh doch zu dir.

 

Dann merkst du, dass es weiter geht,

wohin der Weg auch führt.

Es ist doch noch für nichts zu spät.

Das haben wir doch stets,

wenn es mal schwierig war, gespürt.

 

Wenn uns das Bürokratenpack,

so selbstgerecht im Schmierenlack,

verschaukeln will wie Vieh im Sack,

dann bleibt uns eins,

was unsre Kräfte stärkt.

 

Wenn einem von uns Übles droht:

Berufsversetzung und –verbot.

Wirft uns das beinah aus dem Lot,

dann bleibt uns doch,

was jeder von uns merkt:

 

Wir wissen, dass es weitergeht,

wohin der Weg auch führt.

Gemeinsam ist es nicht zu spät.

Das haben wir doch stets,

wenn es mal schwierig war, gespürt.

 

Wir haben uns, und leben noch,

all dem zum Trotze, nicht im Loch.

Wir denken und wir atmen. Doch

wärs leichter zwar,

nur mit im Strom zu ziehn.

 

Und unsre Kraft, die schwindet nicht,

wird dunkler manchmal auch das Licht.

Seh ich voll Liebe dein Gesicht:

Wenn überhaupt,

will ich nur mit dir fliehn,

 

weil es doch immer weiter geht,

wohin der Weg auch führt.

Es ist für uns doch nie zu spät,

wenn wir zusammenstehn –

das haben wir doch oft gespürt.

 

Copyright 1978 Gerd Schinkel

 

Das folgende Lied „Wohin der Weg auch führt“ entstand in einer Zeit ungewisser Zukunft, sowohl partnerschaftlich, als auch beruflich, und es war als ermutigender Zuspruch gedacht, um sich gegenseitig zu stützen und zu stärken. Wunsch, Traum, Vision, Utopie, Trost, Appell, Versicherung, Durchhalteparole in harten Zeiten einer langjährigen Beziehung auf Entfernung; geschrieben 1978