NIX DAGEGEN 

 

Nix dagegen, Mister Reagan –

der Gedanke lässt sich pflegen:

Überhaupt muss man das Positive sehn.

Wenn die Menschheit weiter wächst,

wärs am Ende ganz verhext.

Aber irgendwie soll es doch weitergehn.

 

Schlangen auf den Arbeitsämtern,

bis der Haushalt nicht mehr passt.

Gäb es keine Arbeitslosen,

gäbs mit denen keine Last.

Andre schrein nach Unterkünften,

holn sich Wohnraum mit Gewalt.

Gäb es keine Wohnungssucher,

wär doch Platz für jung und alt...

 

Nix dagegen, Mister Reagan.

Dafür ham sie unsern Segen.

Auf der Erde leben sowieso zuviel.

Viel zuviele randaliern

und aufs Wort nicht mehr pariern.

Die verderben einem glatt den Spaß am Spiel...

 

Hungerbäuche, hohle Augen…

Wem schmeckt da der Bissen noch...

Wär die Zahl der Esser kleiner,

gäbs für jeden einen Koch...

Eine scharf gewetzte Schere

klafft weit zwischen arm und reich.

Gäb es ein paar Arme weniger,

schon wärn fast alle gleich...

 

Nix dagegen, Mister Reagan.

Da gibts nix zu überlegen,

denn nur Nutzung gibt der Forschung ihren Sinn.

Und geht nichts dabei kaputt,

gibt es keinen Haufen Schutt,

nimmt man doch auch die paar Leichen ruhig hin...

 

Es wär ja schade um die Sachen.

Schließlich sind sie ja bezahlt.

Jetzt kann man sie weiterbrauchen,

hat es sich erst ausgestrahlt...

Vielleicht käm ne Wirtschaftsflaute,

würd der Absatz leicht stagniern.

Doch wer überlebt hat, wird auch

die Konsumlust nicht verliern.

 

Nix dagegen, Mister Reagan.

So lässt sich doch viel bewegen.

Wenn wir mit Neutronen schmeißen, gibt es Platz.

Und der Bundeskanzler Schmidt

macht bestimmt noch dabei mit,

denn der Wehretat wär sonst ja für die Katz...

 

Copyright 1981 Gerd Schinkel

 

Die USA hatten mit Ronald Reagan einen abgehalfterten Hollywood-Schauspieler ins Weiße Haus gewählt, der aus Cowboyfilmen der B-Kategorie bekannt war, ehe er als reaktionärer Sprücheklopfer in die Politik einstieg und es bis zum Gouverneur von Kalifornien brachte. Kaum Präsident, schreckte er im „Kalten Krieg“ Freund und Feind mit der Idee auf, sogenannte „Neutronenbomben“ entwickeln zu lassen, die bei ihrer Explosion keine Sachschäden anrichteten, sondern nur Leben vernichteten, also alle gingen tot, aber nichts ginge kaputt. Ein deutliches Wort der Ablehnung durch den damaligen sozialdemokratischen Kanzler Helmut Schmidt war nicht zu vernehmen. Damit hatte die „Friedensbewegung“ ein weiteres Reizthema...

geschrieben 1981