WAHRHEITSSTEUERUNG

 

 

 

Wissenschaft ist Wissenschaft - ein Fakt, der bleibt ein Fakt.

 

Wahrheit ist nicht Meinung, egal, wie man sie verpackt.

 

Wem Tatsachen nicht passen, der sagt: „Fakten sind Betrug!“

 

Der weiß: „Getäuscht wird jeder - genug ist jetzt genug.“

 

Beweise mir, was richtig ist. Erzähl mir kein‘ vom Pferd.

 

Die Wahrheit ist kein Standpunkt, und Gefälschtes ist nichts wert.

 

Verdrehtes zu entwirren, geht nicht, wenn man es verknüllt,

 

und einen leeren Inhalt nur mit hohlen Worten füllt.

 

 

 

Man lügt sich in die Tasche, gibt die Wahrheit längst verlorn -

 

hört nur, was man hörn will, verstopft sich beide Ohrn.

 

Gießt Wahrheit man in Thesen, gibt‘s immer ein‘ dem‘s nicht passt,

 

der an ihr herumschrubbt, damit sie schnell verblasst.

 

Danach ist sie im Eimer, und dort von Schmutz bedeckt,

 

und wer sie nicht sehen mag, denkt, sie wär gut versteckt.

 

Doch sie lässt sich hervorholn, wenn man es nur will –

 

Wenn man bloß nicht stumm bleibt, unhörbar, völlig still.

 

 

 

Zweifelt man an dem, was zutrifft, weil man nicht dran glaubt,

 

will Wahrheit gar nicht wissen - wozu fragt man überhaupt?

 

Hält sich für allwissend, ist einer, der sich niemals irrt,

 

So wird der Beweis erbracht: Geistig klar verwirrt.

 

Denkt man, Wahrheit ist beliebig, stünd zur Auswahl frei -

 

richtig wärn Alternativen immer mit dabei…

 

Wer bestimmt, was richtig wäre? Hat dazu das Recht,

 

findet Richtiges entbehrlich, Falsches auch für echt.

 

 

 

Wer die Wahrheit abstreitet, glaubt, was stimmt, das stimmt,

 

hält den für getäuscht, der für wahr die Wahrheit nimmt.

 

Wer sich gern belügen lässt, ihm, was er hört, gefällt,

 

dem ist nicht zu helfen, wenn er die Wahrheit abbestellt.

 

Wer Wahrheit mit Löffeln frisst, den Mund weit aufgesperrt,

 

hat sich rasch verschluckt, sobald er die Schüssel leert.

 

Wer Wahrheit zu kau‘n vergisst, manche schlecht verträgt,

 

weil sie, wird sie offenbar, leicht auf den Magen schlägt.

 

 

 

Die Wahrheit ist am Ende, ihre Grundlage verlorn.

 

Streit bleibt ohne Resultat, beginnt immer von vorn.

 

Stimmt nicht, was erwiesen ist, sondern was man fühlt,

 

wird Realität durch den Abfluss weggespült.

 

Wovon will man ausgehn? Worauf sich beziehn?

 

Was wär noch verlässlich, wenn doch alles möglich schien?

 

Woraus bestünd‘ ein Fazit jeder langen Diskussion?

 

Aus Dissens und Zweifeln, Fatalismus, nacktem Hohn.

 

 

 

Am Schluss regiert mit Stärke alleine die Gewalt,

 

wird jedem nur, was wahr sein soll, vor den Kopf geknallt,

 

Widerspruch erdrosselt, Konsens nur konstruiert,

 

wenn man, was tatsächlich sein soll, angebrannt serviert.

 

Den Bach geht alles runter, und niemand hält es auf,

 

nimmt man den Verlust der Wahrheit teilnahmslos in Kauf.

 

Nichts ist mehr beständig - man hält das für normal:

 

Aus Lüge wird Verbindlichkeit - und alles ist egal…

 

 

 

Überwachung ist verordnet – man hält den Schein für schön…

 

Alles muss sich, gleich herum, um sich selber drehn.

 

Es bleibt nichts überlassen: Wer das, was gilt, verletzt,

 

wird nicht lang vernommen, sondern vor die Tür gesetzt.

 

Doch damit nicht genug, denn vor der Tür ist man im Weg,

 

Geheimdienst, Spitzel, Polizei, Awareness – völlig schräg -

 

behaupten, was sie wolln, mit Macht, Wahrheit zu definiern:

 

Gibt man die Wahrheit auf, so wird man auch das Recht verliern.

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel