WIE KÄSTNER

 

 

 

Gegen Nazis muss man kämpfen,

 

solange es noch nicht zu spät.

 

Man muss sie in die Schranken weisen,

 

bevor man in den Sog gerät.

 

Bevor man Freiheitskampf verleumdet,

 

die, die ihn führn, Verräter nennt.

 

Man muss gleich auf das Streichholz treten,

 

bevor das ganze Land verbrennt

 

 

 

Noch fliegt die Asche

all der Bücher mit dem Wind,

die in der Glut

zum Feuerfraß geworden sind.

Man hat lebendige

Autoren verbrannt -

Nachfahrn der Brandstifter

gehn wieder um im Land.

 

 

 

Gegen Faschisten muss man aufstehn –

 

keine Handbreit Platz für sie.

 

Nicht den kleinsten Finger reichen –

 

wohin das führt, man weiß ja wie…

 

Man muss die Brandmauern verstärken,

 

dass keine Zweifel dran bestehn,

 

ohne Zwinkern, Zaudern, Zögern –

 

ohne Versuch, sie zu umgehn.

 

 

 

Ohne Nachsicht und Verständnis,

 

kein Pardon und kein Verzeihn.

 

Rollt die Lawine, gibts kein Halten –

 

da hilft kein Jammern und kein Schrei’n.

 

Kein Blumenstrauß, kein Händeschütteln,

 

kein Hinterzimmer-Sektempfang.

 

Kein Landratsamt, kein Bürgermeister –

 

für Smalltalk weder Druck noch Zwang,

 

 

 

Kein Strippenziehn in selbe Richtung,

 

kein eingebräunter Schulterschluss,

 

Diktatoren nicht umschwärmen,

 

vermeiden, was man meiden muss…

 

Nicht scheibchenweise Dämme brechen,

 

Haarspaltereien ausprobiern,

 

im klaren Kurs nicht unterbieten,

 

und nicht das gerade Kreuz verliern.

 

 

 

Denkt an Tucholsky, Mühsam, Kästner,

 

Brecht und Bloch und Benjamin,

 

Döblin, Einstein, Feuchtwanger,

 

Freud und Zweig – es traf auch ihn.

 

Lest Heine, Kafka und Ossietzky,

 

Hasek, Horvath, Kisch und Kraus

 

Von Suttner, Seghers, Sachs und Weiskopf –

 

holt sie aus der Asche raus.

 

 

 

Es waren viele, die verschmorten,

 

die in Hass und Wut verkohlt,

 

Es hat Jahrzehnte lang gedauert,

 

bis halbwegs das Land erholt.

 

Unzählige Namen fehlen,

 

fügt man neue bald dazu?

 

Wenn wieder Biedermänner zündeln -,

 

löschst du – oder schaust du zu?

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel