KUNST AM BAU
Da steht ein Schrottgestell vorm Eingang,
ein Spiderman hängt an der Wand
eine bemalte Mauer zieht sich,
ohne Rahmen, ohne Rand,
die Fläche ist gewölbt, geriffelt,
und ein Metallschild angebracht -
wer dies Schild kunstvoll gemacht hat,
was hat er sich dabei gedacht?
Davor stehn ratlose Betrachter.
Es wird stundenlang sinniert.
Kunst am Bau ist jede Planung,
die nicht zu niedrig kalkuliert…
Vor der Tür ne hohe Säule,
und ein Brunnen plätschernd springt,
eine Lichtinstallation,
die die Dunkelheit durchdringt,
am Vordach angebracht ein Windspiel –
ein Spiegel die Fassade ziert,
die hohe Kante mit ner Macke,
da, wo die Mauer Putz verliert…
Betrachter rätseln immer wieder:
„Ist das absichtlich so passiert?“
Kunst am Bau ist jede Planung,
die realistisch kalkuliert…
Sind die Seitenwände farbig?
Oder eher schon grellbunt?
Was will uns ein Künstler sagen,
gestaltet er ne Ecke rund?
Hat ein Erker eine Spitze,
komplett aus Glas der Übergang?
Sitzt auf einem Stuhl ne Puppe?
Häng vom Dach ein Vorhang lang.
Hilflos fragen sich Betrachter:
„Hat hier jemand was probiert?“
Kunst am Bau ist jede Planung,
die die Preise nicht frisiert.
Auf der Lackierung ist ein Kratzer,
in der Scheibe ist ein Sprung,
die Skulptur hat eine Beule,
und was so alt aussieht, ist jung…
Das Gerahmte ist verblendet –
die Kuratoren sind es auch?
Kunst kann sein, ist sicher nötig –
und ich weiß, dass ich sie brauch…
Fragen manchmal auch Betrachter:
„Wie kommt ein Kritiker darauf?“
Kunst am Bau ist jede Planung,
geht der Preis nicht endlos rauf…
© 2023 Gerd Schinkel