DER VERLORENE AKKORD

 

Ich hab ihn wiedergefunden: Meinen verlorenen Akkord,

Jahrelang hat er geschlafen, bis ein ganz bestimmtes Wort

in richtigen Moment ihn wieder zum Leben erweckt.

unter Saiten, zwischen Bünden, da hat er sich gut versteckt.

 

Die Moody Blues aus England, suchten ihn schon mal vor Jahrn

zwischen Melodien, Takten, Tönen, sie dabei nicht erfolgreich warn.

Er hatte sich ihnen entzogen, sich auf dem Griffbrett rar gemacht

rutsche ihnen durch die Finger, und hat ins Fäustchen sich gelacht.

 

Neulich musst ich an ihn denken – wie konnt ich ihn nur übergehn –

Ich hab ihn lange Zeit umrundet, und unabsichtlich übersehn,

Hab ihn schon früher mal verwendet, er mir aus dem Gedächtnis fiel.

beim Verfassen neuer Lieder, beim filigranen Saitenspiel.

 

Der Akkord, der mit entfallen, hat wie ein Brückenschlag fungiert

Zwischen dem was ihm vorausging, und was ihm anschließend gefolgt.

Der Akkord, den ich wieder gefunden, sagte mir: Pass auf, was du tust:

Du kannst mich überall verwenden, doch steck mich in keinen Blues.

 

Er ist etwas schräg, vielleicht auch ein klein wenig schief,

möglicherweise geht er unter die Haut – aber sicher nicht tief…

er schmeichelt sich nicht, sondern schlecht dir eher ins Ohr –

dass er dir gar nicht auffällt, kommt auch schon mal vor.

 

Jetzt hab ich ihn wieder – so wie ich ihn besessen

Ich will ihn behalten und nicht mehr vergessen…

Das will ich doch hoffen, und nehm ich mir vor

Im nächsten Lied kommt er drin vor.

 

© 2023 Gerd Schinkel