TRIAGE AM TAGEBAU
Man hat das voller Sorgfalt abgekartet - CF
und dazu trägt man heute feinen Zwirn. dG
Und irgendwann hat man genug gewartet: CF
Lobbyisten nutzen Geld, Kontakte, Hirn. DG
Profit macht man ja nicht mehr mit der Knarre Ea
Security hält man sich skrupelfrei… DG
Den Zügellosen droht man mit Kandare, EF
Wenn’s rundgeht, ist man selber nicht dabei.... GC
Aus Chefetagen reguliert man Leben –
Von dort wird telefonisch instruiert.
Am Konferenztisch kann man Plätzchen geben,
und frischer Kaffee wird am Platz serviert.
Die Tischvorlage optisch grafisch zündet
zum Blättern, denn zum Lesen fehlt die Zeit.
Die Entscheidung mündlich gut begründet -
so wird man von Bedenken rasch befreit.
Triage am Rand des Tagebaus: F
Ein Dorf lässt man nicht stehn. C
Wer bestimmt die Zukunft? D
verfügt, was soll vergehn? G
Was wird durchgestrichen? Oder F
mit Gummi ausradiert? C
Der Rest vom Blatt geblasen, G
damit nichts mehr irritiert. Fa
Wer macht sich denn um Schicksale noch Köpfe?
Für Perspektiven hat man Strategien...
Neben Siegern bleiben arme Tröpfe.
Man muss nur früh genug an Strippen ziehn,
Dann lässt sich alles schon im Voraus regeln.
Probleme räumt man vorher aus dem Weg.
Ist alles schon paletti, fährt man segeln -
aus dem Alltag führt ein langer Steg.
Man hat die richt‘gen Leute gut gestriegelt.
Die holt man sich beizeiten mit ins Boot.
Dann wird die Planung vorläufig besiegelt -
dann ist auch das Projekt nicht mehr bedroht.
Wird dann über Details nur noch geplaudert,
ist alles längst schon unter Dach und Fach.
Wie das dann so im Einzelnen gelaufen,
da denkt am Ende keiner drüber nach.
Der Vorstand hat entschieden zu entscheiden.
Der Aufsichtsrat ist vorab informiert.
Dissonanzen sollte man vermeiden.
Der Vorstandschef hat wieder reüssiert.
Nun muss man noch die Presse informieren.
Ein paar Redakteure sind gebrieft.
Die werden alles richtig formulieren,
dass es vor Kompetenzgeschwafel trieft.
Und wittert einer schamlos non Skandale,
dem pinkelt man genauso dann ans Bein
Man setzt unmissverständliche Signale -
Wer klug ist, mischt sich besser nicht mehr ein.
Vergeben ist der Platz am längeren Hebel,
und wenn die Sache dann am Ende passt,
kriegt der, der Falsches von sich gibt, nen Knebel
und alle andern lachen sich nen Ast.
Und irgendwann wird auch dezent gefeiert.
Denn schließlich gibt’s dafür ja einen Grund.
Vor Jahren noch verstohlen angeleiert,
ist jetzt die Sache auch am Ende rund.
Die schmückt nun unbestreitbar die Bilanzen,
wenn es dann in die Hauptversammlung geht.
Der Vorstandschef spricht stolz vom großen Ganzen –
Tatkräftig hat man wieder was bewegt.
Copyright 2021 Gerd Schinkel