KARA TEPE

 

 

 

In Lesbos ist die Hölle weit geöffnet.

 

Niemand ihr entgeht, entkommen kann.

 

Im Zeltelend an Babies Ratten nagen.

 

Wo endet es, fängt es genauso an.

 

Aus Moria von Feuersbrunst vertrieben -

 

So das, was noch geblieben war, verbrannt

 

Hoffnungslosigkeit greifbar mit Händen

 

kam jeder auch mit Hoffnung hier an Land

 

 

 

Lesbos ist die Insel der Unglückseligen

 

ohne Zukunft, ohne Zuversicht im Leid,

 

gestrandet an der Küste der Gleichgültigkeit -

 

unhörbar bleibt, wer laut um Hilfe schreit.

 

 

 

Die Hölle ist in Lesbos weit geöffnet.

 

Keiner kann entkommen, ihr entgehn –

 

Wer gesund ist, kann es dort kaum bleiben –

 

Wer krank ist, dem gelingt kaum aufzustehn.

 

Umzäunt das Lager, Flüchtlinge umzingelt,

 

durchpeitscht die Zelte gnadenlos vom Wind,

 

Kara Tepe, Gipfel des Entsetzens,

 

was wird, wenn der Winter nun beginnt…

 

 

 

Wer kann hier provisorisch überleben,

 

In der Hölle lauert nur der Tod.

 

Besser wird es nicht, nur immer schlimmer,

 

von Unwettern und Krankheiten bedroht.

 

Durchgeweicht vom tagelangen Regen,

 

Husten, Schnupfen, es ist nass und kalt,

 

schutzlos Wind und Wetter ausgeliefert –

 

Panik hat sich fest ins Herz gekrallt.

 

 

 

Liegt die Hölle mitten in Europa?

 

Niemand nimmt sie freiwillig zum Ziel.

 

Hierher verschleppt, wo jeder wieder fortwill,

 

Menschenrechte gelten hier nicht viel

 

Europas Eingang läge irgendwo in Brüssel,

 

und jeder, der woanders reinkommt, der fliegt raus

 

Die Teufel, die hier selbstgefällig herrschen,

 

fühln sich in der Hölle wohl und auch zuhaus.

 

 

 

Copyright 202 Gerd Schinkel