POLIZEISTUHLGANG                                                                      G/2

 

 

 

Ein Stuhl steht nah am Straßenrand, paar Leute dicht dabei.            GCGC

 

Es gibt Grund zu demonstriern, paar Autos fahn vorbei.                     GCDD7

 

Die Straße wird kaum noch befahrn - sie endet abgesperrt.                 GCGC

 

Weit zu fahren geht nicht mehr, die Durchfahrt wird verwehrt.           GCDD7G

 

Es stehen ein paar Wannen auf der Fahrbahn abgestellt,                    CG

 

weil die Polizei dies wohl für unumgänglich hält.                                 CDD7

 

Die Wannen stehn im Weg herum, behindern den Verkehr.               GCGC

 

Ansonsten ist, soweit man sieht, die Straße völlig leer.                           GCDG

 

 

 

Refrain:

 

Die Polizei lernt eine Menge, auch wie regelt man Verkehr -              CG

 

und manchmal holt sie sich zum Lernen auch was von weit her.     GCDG

 

 

 

Der Stuhl am Rand der Fahrbahn dort der Polizei missfällt,

 

weil sie ihn offenbar für ne Verkehrsbehinderung hält.

 

Der Stuhl ist nicht besetzt, denn keiner sitzt da auf ihm drauf.

 

Das ist unübersehbar, fällt der Polizei auch auf.

 

Trotzdem will sie wissen, wer den Stuhl dort hingestellt,

 

weil ihr die Straßenrandmöblierung dort grad nicht gefällt.

 

Keiner von den Leuten, die da rumstehn, sagt, er wars,

 

und alle haben an dem Straßenrandvergnügen Spaß.

 

 

 

Die Polizei wird ungeduldig, mag den Stuhl da nicht,

 

hält nicht nur die Stuhlbeseitigung für ihre Pflicht.

 

Weil niemand sich zum Stuhl am Straßenrand bekennen mag,

 

denkt die Polizei, das wird für sie ein großer Tag.

 

Sie kesselt alle Leute, die am Straßenrand stehn ein -

 

schließlich muss ja irgendwer der Stuhlaufsteller sein.

 

der Stuhl am Straßenrand auch niemandem im Wege steht,

 

und wohl nur dem Einsatzleiter auf die Neven geht.

 

 

 

Die Leute werden auf der Straße stundenlang umringt.

 

Aus dem Kessel rauszukommen, niemandem gelingt.

 

Diese Polizeitaktik man für gelungen hält,

 

weil man so am besten Personalien feststellt.

 

Warum, wieso das zwingend wäre - keiner kanns erklärn.

 

Die Leute sagen deshalb auch, dass sie nicht willens wärn.

 

Auf Asphalt richtet man sich auf nen längeren Zeitraum ein -

 

es muss wohl für die Polizei ne Einsatzübung sein…

 

 

 

Was üben die Beamten? Drangsalieren? Schikaniern?

 

Was kann nicht alles rund um einen Küchenstuhl passiern,

 

der am Straßenrand doch nicht im Wege steht und stört,

 

höchstens könnt man sagen, dass er da nicht hingehört.

 

Der Einsatzleiter seinen Vorgesetzten informiert,

 

er habe Stuhlprobleme, fürchtet, dass er sich blamiert.

 

„Gäbs für den Fall des Falles vielleicht noch einen Befehl,

 

dass ich fürs Stuhlproblem nicht eine falsche Lösung wähl.“

 

 

 

Der Befehl ist deutlich: „Holt sofort die Kuh vom Eis!

 

Löst das Stuhlproblem, lasst uns in Ruh mit solchem Scheiss.

 

Wenn ihr euch auf der Straße in ne Sackgasse verrennt,

 

dann habt ihr in der Ausbildung wohl irgendwas verpennt…“

 

Die Polizei beendet deshalb irgendwann den Spuk,

 

Sie hat von dem Theater wohl auch irgendwann genug.

 

Personendaten feststelln müsse man nun doch nicht mehr -

 

Ein Stuhl am Straßenrand doch keine Rechtsverletzung wär.

 

 

 

So ein Gesichtsverlust gefällt dem Einsatzleiter kaum.

 

Er hat im Mund vermutlich eine ganze Menge Schaum.

 

Den Demonstranten lässt er sagen, ihr könnt alle gehen

 

Doch ihr dürft jetzt erstmal auf der Straße nicht mehr stehn.

 

Ihr kriegt hier nun doch von mir vorerst ein Platzverbot.

 

Aufenthalt nicht zulässig, von Konsequenz bedroht.

 

Die Anordnung ist Willkür, doch die Polizei ist stur –

 

Vielleicht liegt das irgendwie in Polizeinatur.

 

 

 

So hat die Polizei geübt: - ein Stuhl war mit dabei -

 

was tun, wenn ein Stuhl mal im Verkehr bedrohlich sei.

 

Ob sie wohl gelernt hat, was in der Situation

 

wohl als allererstes nötig wär – nun weiß sie es wohl schon.

 

Vielleicht, dass sie auf offner Straße nicht lang ausprobiert.

 

was sie sich erlauben kann, und besser nicht riskiert.

 

Dass sie sich ganz bestimmt nicht jeden Stuhlgang leisten kann -

 

vielleicht begreift sie das, auch wenn es schwer fällt - irgendwann.

 

 

 

Copyright 2020 Gerd Schinkel