UNTERSTELLUNG

 

Man wird mit den Jahren weise,

auch gelassen und bequem,

was ich gern - und zweifle leise -

interessiert zur Kenntnis nehm. 

Ich merk, jetzt bekomm ich Klarsicht,

grau noch vor der Greisenzeit:

Ich beweg mich zwischen Nachsicht

und zu wenig Duldsamkeit.

 

Ich muss mich - ich will’s erklären, 

unterstell mal, dass ich’s darf -

unterdrückten Zorns erwehren,

denn er raubt mir meinen Schlaf.

 

Es gibt jemanden, der immer –

manchmal ist es auch ne die -

zeigt, er hat nicht einen Schimmer,

trotzdem alles weiß und wie

man es besser macht als jeder,

der sich sonst damit befasst,

und so zieht er ab vom Leder,

und wird so bei mir verhasst.

 

Ich find, ohne Übertreibung -

unterstell mal, dass ich’s darf –

spottet ihr jeder Beschreibung.

Wünsch euch allzeit guten Schlaf.

 

Es gibt Leute, muss ich sagen,

die gehn mir schwer auf den Keks,

die kann ich nur schwer ertragen –

bei der Arbeit, unterwegs,

die sich laut und lauter regen,

frei von jeglicher Substanz,

kriechen, suhlen, schlafen legen

beim Chef im Arsch tief hinterm Kranz.

 

Ihr seid – ich sag’s nicht behutsam,

unterstell mal, dass ich’s darf -

unerträglich, vor und im Darm,

wünsch euch allzeit guten Schlaf.

 

Doch am schlimmsten sind doch solche,

die sich hintenrum ergehn,

vorn scheißfreundlich, hinten Dolche,

und die spürt man schon im Drehn,

die dich anschwärzen, verraten,

sie tun alles für ein Plus -

solln sie in der Hölle braten,

für jeden einzneln Judaskuss

 

Du bist – ich sag’s unbefangen,

unterstell mal, dass ich’s darf -

wohl die falscheste der Schlangen –

wünsch dir allzeit guten Schlaf.

 

Copyright 2012 Gerd Schinkel