ABWEISUNG

 

Aufgewacht am Nachmittag, nach ausgelöschter Nacht,

die sie irgendwo betäubt und auch missbraucht verbracht.

Was ist wo mit ihr passiert – wie konnte das geschehn?

Sie will wissen, was ihr drohn kann – zu wem kann sie gehn?

Ein Verdacht liegt nahe, denn er liegt ja auf der Hand:

Ohne ein Beweis verläuft die Fahndung schnell im Sand.

Was lässt sich jetzt noch finden, völlig unbezweifelbar –

die Notaufnahme weigert sich, als wär sie gar nicht da.

 

Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Verletzt und vergewaltigt, betäubt und doch brutal,

vielleicht dabei ein Ei befruchtet – zusätzliche Qual.

Man weist sie ab, will so dem Druck zu helfen widerstehn,

tun, als gäb’s die Not doch gar nicht, als wär nichts geschehn.

Verweigert so den Beistand - weder Trost, noch Rat, noch Tat,

fühlt sich moralisch-ethisch gut, korrekt der Weg und grad,

katholisch rein die Lehre – und Zweiflern kommt man grob:

Wer sich nicht fügt, wird rausgeschmissen, steht da ohne Job.

 

Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Wie war das mit der Gnade, mit Erlösung von der Schuld?

Wie sieht das mit Vergebung aus? Ein inhaltsleerer Kult?

Wo bleibt die nächste Putzkolonne, die im Dom mal kehrt

und den Glaubensfanatisten das Portal versperrt…

Wie lange treibt der Staat für solche Kirche Steuern ein?

Gebietet keiner Einhalt? Ist das wahr und kann das sein?

Kein neuer Reformator? Keiner der den Tempel räumt?

Was muss noch passieren, bis man merkt, dass man nicht träumt.

 

Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Das Kirchenschiff könnt kentern in der aufgewühlten See,

deshalb wird rasch zurückgerudert, man weiß einen Dreh,

um alles zu verharmlosen – war nur ein Versehn,

ein Missverständnis, und man weiß: Empörungen vergehn.

Hätte Jesus etwa abgewiesen eine Frau in Not?

Was hielt er wohl von Leitlinien mit Nothilfe-Verbot?

Was hätten die Verbotsverfüger wohl mit ihm gemacht?

Sie ham ihn schon verraten - hätten ihn auch umgebracht.

 

Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Was war da ein Versehen? Was geschehn ist, ist passiert,

weil hier nicht Nächstenliebe, sondern nackte Angst regiert,

nicht Regeln zu verletzen und den Job nicht zu verliern,

Schweigen, wenn die Dogmen-Doggen Hilflose traktiern.

Das Krankenhaus zeigt Kante, und die Klinik zeigt Profil,

der Träger zeigt Betroffenheit, vom Dom hört man nicht viel,

mancher zeigt Entsetzen, wer es hinnimmt, zeigt sich schwach.

Wer weiß, wo alles herkommt, steigt dem Kardinal aufs Dach.

 

Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Wie kam der Stein ins Rollen und was ging dem voraus -

gottverdammte Spitzelweiber warn im Krankenhaus,

taten in der Notaufnahme so, als ging's ihn' schlecht,

durch Angst vor einer Schwangerschaft und wirkten täuschend echt.

Über den Hilfsbereitschaftstest das Bistum informiert,

dort die Helfer angeschwärzt, wie Judas denunziert.

Die Glaubensterrorbande, selbstgerechte Satansbrut,

soll ewig in der Hölle schmorn, ganz heiß in tiefster Glut.


Barmherzigkeit hat Grenzen in grenzenloser Not –

die Frau, die vergewaltigt wurde, ist ja noch nicht tot...

Man weist ihr fromm die Tür und überlässt sie ihrem Leid –

Jesus komm, verjag die Heuchler – es ist höchste Zeit.

Pharisäer machen sich in Gottes Namen breit.

 

Copyright 2013 Gerd Schinkel