Vergessen

 

Ich schau zu,

ohne was zu sehn.

Renn wie blöd –

und bleib doch nur stehn.

Spitz die Ohrn,

doch hör keinen Laut.

Taste blind –

nur mit tauber Haut.

 

Kann dem Geschmack

längst nicht mehr vertraun:

Mal muss ich würgen,

mal hab ich schwer zu kaun.

Taumele im Schwindel,

spür großen Schmerz.

Sag, was tut so weh?

Kopf oder Herz...

 

Ich sollt vergessen,

dass man mich nicht vergisst...          

Es geht auch ohne mich -

selbst wenn man mich vermisst...

 

Ich sag nix,

doch halt nicht den Mund.

Weiß warum –

und hab keinen Grund.

Steh im Wind,

der mich ignoriert.

Bin kalt wie Eis –

aber keiner friert.

 

Betäub den Hunger

mit Illusion.

Versteh die Welt nicht ganz –

aber Teile schon.

Lauf die Schuhe ab,

völlig unbesohlt.

Will morgen schon,

dass sich heut wiederholt.

 

Ich will vergessen,

dass man mich nicht vergisst ...

Es geht auch ohne mich -

selbst wenn man mich vermisst...

 

Ich red mich raus –

und komm nicht zu Wort.

Bin fehl am Platz,

doch am richtgen Ort.

Atme tief ein –

und krieg keine Luft.

Steck meine Nase überall rein –

und riech keinen Duft.

 

Streck meine Zunge lieber raus,

eh ich auf sie beiß.

Bleib an jeder Ecke stehn –

und dreh mich im Kreis.

Fühl mich überall zu Haus.

Weiß nicht, wo ich bin.

Will so schnell wie möglich raus –

und bin nicht mal drin.

 

Will nur vergessen,

dass man mich nicht vergisst...

Es geht auch ohne mich -

selbst wenn man mich vermisst...

 

Ich wart auf dich –

und geh dir aus dem Weg.

Stoß dich vom Bett,

wenn ich mich zu dir leg.

Durchwach die Nacht,

die mich kalt umgibt.

Halt es nicht aus,

wenn einer mich nicht liebt.

 

Schick die Erinnerungen

in ein Labyrinth.

Bin der Verlierertyp, der glaubt,

dass er stets gewinnt.

Schrei aus vollem Hals –

doch es bleibt ganz still.

Bin auf nix gefasst,

komme was da will...

 

Ich werd vergessen,

dass man mich nicht vergisst.

Es geht auch ohne mich -

selbst wenn man mich vermisst... 

 

Copyright 2007  Gerd Schinkel

 

Mein Freund Hans Fraeulin aus Graz hatte aus dem Internet einen bewegenden Prosatext in französischer Sprache gefischt und ihn übersetzt. Freilich entwickelt jeder beim Lesen eines Textes seine eigenen Gedanken, Bilder und Verbindungen. Mir kamen diese...