Intrigantenstadl
oder Opus Edi
Zum Nachtschoppen ist in der Staatskanzlei
der Micha beim Edi um kurz vor zwei.
Beim halbvollen Glas wird was ausgeheckt:
„Im Weib aus Fürth wohl der Teufel steckt.
Was hat die geritten? Was führt die im Schild? –
Das Weib läuft Amok, die wird richtig wild... –
Hör dich mal um. Ruf da mal an,
wie man der das Maul richtig stopfen kann...“
Ja, Bayern ist vorn, Bayern ist schön.
Intrigantenstadl, das spielt mer beim Föhn.
Und die Landrätin braust mit dem Motorrad
in Bayern vorweg - und kommt so in Fahrt.
Der Edi kennt lang schon die Gaby aus Fürth.
Wie gern hätt er die doch mal ausgeführt...
Und als sie dann auch noch im Vorstand saß,
das feurige Weib - da hat Edi sein Spaß.
Bis Edi vergaß, was der Edi grad will.
Da riss sie das Maul auf und war nicht mehr still...
„Hör dich mal um. Ruf da mal an,
wie man der das Maul richtig stopfen kann...“
Der Micha ruft an, der hört sich mal um:
„Wie oft ist die bsuffa? Wo treibt die sich rum?
Hat die was mit Kerlen? Was macht die bei Nacht?
Es muss doch was gehm, was die heimlich macht...“
Doch er kommt an den Falschen, und der denkt, er spinnt.
und fragt, ob im Schrank alle Tassen noch sind...
Und steckt das der Gaby und die kriegt a Wut –
und das tut ja jedem Theater so gut.
Ja, Bayern ist schön, Bayern ist vorn.
Und der Micha beim Edi, der kriegt rote Ohrn.
Und die Landrätin fährt in Motorradkluft
in Bayern vorweg - und macht dicke Luft.
Die Gaby wills wissen und zündelt mit Lust:
„Der Edi hat immer doch alles gewusst...“
Der Micha taucht ab, und dann fliegt er schon raus.
Doch so ist noch längst ka Rua in dem Haus.
Die CSU sieht, Edi hat ein Problem –
und das ist für beide gar unangenehm...
Edi sagt: „Gaby, halts Maul. Kusch! Vorbei!
Machst weiter so, schadest du nur der Partei...“
Intrigen, die sind CSU-Tradition.
Fragt mal den Theo, auch der weiß es schon.
Als der mit Irene nach München wollt ziehn,
zog Edi die Fäden - und aus wars für ihn.
Irene mit Theo: Das sei ein Skandal!
Für Edi sind solche Intrigen normal.
Von Edi wird jeder, der quer kommt, gebannt –
umsonst wurd der nicht „Blondes Fallbeil“ genannt.
Ja, Bayern ist schön, Bayern ist vorn.
Und dann hat der Edi auch selbst rote Ohrn.
Die leuchten wies Bremslicht vom Motorrad.
Und die Landrätin löffelt den Bayern-Salat.
Die Stimmung wird munter, die Stimmung, die steigt
in Wildbad Kreuth, wenn der Edi nicht schweigt.
Wie der Horst, den man gern schon als Nachfolger sieht,
und grad drum mal gründlich mit Schlamm überzieht.
Ne Berliner Geliebte? Und schwanger dazu?
Und der an der Spitze der CSU?
Was denkt dann von Bayern der Bayer in Rom?
Der Großinquisitor von Köln tobt im Dom.
Die Ehe ist heilig und gottlos ein Mann,
der sich, wie Horst, nicht zusammreißen kann...
Was will der noch werden? Was bleibt der dabei?
„Glaubt der, dass er so noch wählbar sei?“
faucht Ayatollah Joachim von fern.
Manch Bayer tut so, als hört ers nicht gern.
Hätt Horst mit Gaby – und wär das ihr Kind,
gäbs n Heimatfilm, schön wie die Berge halt sind.
Ja Bayern ist weiß, Bayern ist blau.
Beim Intrigantenstadl, da weiß keiner genau...
Denn die Freistaatskanzlei führt die Regie –
und wie so was ausgeht, dös weiß mer halt nie...
Dann hat Gaby die Nase vom Landratsamt voll –
Ein besseres, höheres Amt wäre toll.
So eins würd sie nehmen, egal wers ihr gibt,
wenn sie in der CSU keiner mehr liebt.
Damit einer kommt, der sie wieder will,
posiert sie in Latex als Lack-Lady schrill.
Das schockt manchen Bayern, der Edi nachweint. –
Die Staatskanzlei regelt nicht alles, wies scheint.
Doch Gaby, die freut sich, dass jeder sie kennt –
und nutzt, als der richtige kommt, den Moment,
verkündet bescheiden, dass sie kandidiert –
und dies schon grandios sei, selbst wenn sie verliert.
Gaby weiß, auch in manch Ehe gibts Streit –
drum sind sieben Jahre genug Ehezeit.
Würd dies schon längst gelten: Für Horst wärs bequem,
und auch niemand sonst hätt ein Trauscheinproblem.
Ja, Bayer ist alt und die CSU stark.
Doch dass Gaby und Horst kandidiern, trifft ins Mark.
Am liebsten wärs manchen, man wäre so frei,
und schmisse sie beide gleich aus der Partei.
Im Traum fährt der Edi nun – welch Unterschied –
vom Hauptbahnhof München im Stoiber-Rapid
nach Wolfratshausen und selten zurück. –
die CSU spielt längst ein anderes Stück.
Die Gaby wollt erben, was Edi geräumt:
Den CSU-Vorsitz - auch Gaby gern träumt,
wie der untreue Horst, der so treuherzig guckt,
dass der Erwin bei seiner Maß Bier sich verschluckt.
Intrigen sind lustig für jede Partei –
man braucht nicht viel Leute: Es reichen schon zwei,
die haben wolln, was ihnen gar nicht gehört –
Und noch ein paar andere, die so was dann stört.
Wer groß wird mit Mitgliedbuch der CSU,
ist bald mit dem Größenwahn auf du und du...
wie Edi und Erwin, Gaby, Günter und Horst –
die bekannten Komödianten aus dem weiß-blauen Forst...
Ja, Bayern ist vorn, Bayern ist schön.
Intrigantenstadl, das spielt mer beim Föhn.
Die CSU hat noch genug Personal. –
So bleibt die Show munter vor jeder Wahl...
In Wolfratshausen zieht Edi Bilanz:
Ohne Ämter und Würden, ohne Pomp und Glanz.
Er leckt seine Wunden, beklagt den Verlust:
Ach Edi – ja hätt mer das vorher gewusst...
Das droht, wenn man zu lang am Sessel festklebt
und glaubt, dass man über dem Wählervolk schwebt.
Wer stolpert, holt sich manchmal Beulen dabei –
Wie fing das noch an in der Staatskanzlei...?
Beim Nachtschoppen saßen, vielleicht nicht um zwei,
Micha und Edi in der Freistaatskanzlei.
Dass Gaby zum Aufstand rief, hat sie geschockt.
Was schief ging, das hatten sie selber verbockt.
Der Edi drängt Micha, und der hört sich um:
„Hat die was mit Kerlen? Wo treibt die sich rum?“
Drum sind die zwei nun in die Wüste geschickt. –
Doch Legenden in Bayern sind anders gestrickt.
Ja, Bayern ist vorn, Bayern ist schön.
Intrigantenstadl, das spielt mer beim Föhn.
Der Himmel ist blau und die Westen sind weiß.
Ein bayrischer Nachtschoppen hat seinen Preis.
Copyright 2007 Gerd Schinkel
Das Lied über Edi und Gaby, den Bayernbaschi und das ihn so (über)stürzende Motorradlhexi, entstand über einen längeren Zeitraum und hielt ein rasantes CSU-internes Geschehen fest. Es hätte endlos weitergehen können, doch irgendwann musste Schluss sein…