Du nicht bei mir
So still in der Wohnung.
Du nicht neben mir.
Irgendwo bist du unterwegs,
irgendwo - und fehlst hier.
Leer all die Zimmer.
Nicht ein Wort von dir.
Viel zu viel Platz für mich allein –
und ich spür, du fehlst hier,
und ich spür, du fehlst hier.
Ein paar Stunden erst bist du fort.
Für ein paar Tage vielleicht.
Und ich hätte genug zu tun,
dass die Zeit schnell verstreicht...
So still in der Wohnung.
Du nicht bei mir.
Weiß ich auch, wo du gerade bist,
fehlst du immer noch hier,
fehlst du immer noch hier.
Ohne dich
schmeckt kein Frühstück, kein Kaffee.
Ohne dich
lauf ich wie Falschgeld durchs Haus.
Ohne dich
bleib ich nah am Telefon.
Ohne dich –
wie halt ich das aus?
Trist ist der Alltag.
Der Job ruft zur Pflicht.
Er lenkt ab, bis du wiederkommst -
für die Dauer der Schicht.
Schließ ich die Tür auf:
Kein Hallo und kein Wort.
Ohne dich das vertraute Heim
beinah ein fremder Ort,
beinah ein fremder Ort.
Ein paar Tage nur bleibst du fort –
noch ein paar Stunden vielleicht.
Dabei hätt ich genug zu tun,
dass die Zeit schnell verstreicht...
So still in der Wohnung.
Du nicht bei mir.
Weiß ich auch, wo du gerade bist,
fehlst du immer noch hier,
fehlst du immer noch hier, fehlst du hier.
Copyright 2003 Gerd Schinkel
Entstand unter dem Eindruck eines Radio-Interviews mit Georg Kreisler, der über sich und seine Frau Barbara Peters erzählte, sie hätten noch nie eine Nacht getrennt voneinander verbracht. "Glückliches Künstlerehepaar", schoss es mir durch den Kopf. So ein Leben ist sicher leichter zu führen, wenn man als freischaffende Künstler seine Tagesabläufe weitgehend selbst bestimmen kann. Andere erleben andere Notwendigkeiten und spüren dabei vielleicht auch gelegentlich mal eine Einsamkeit, die aufs Gemüt drückt. Wer könnte eine solche Lebensnähe durchhalten, wenn beide Partner einen "normalen" Beruf ausüben, bei dem gelegentlich auch Dienstreisen unumgänglich sind... So kann es sich ergeben, dass doch mal einsame Nächte und Tage zu verbringen sind... Geschrieben 2003