DREI ALTE KISTEN

 

Drei alte Kisten, mit Büchern randvoll.

Ich weiß noch nicht, wohin ich mit dem Krempel soll.

Ein paar Klamotten im Koffer eingesackt,

ohne Bleibe - aber sonst noch ganz intakt.

 

Und in der Stadt saniert man Haus um Haus kaputt.

Betonbüros statt Wohnraum. Wuchergeld auf Schutt.   

Die alten Häuser - unbewohnt: Was willst du mehr?

Instandbesetzt stehn sie nicht länger leer...

 

Drei Matratzen auf Linoleum.

Ein altes Radio: Stand irgendwo herum.

Jetzt spielt es wieder und zum Fenster zieht es rein.

Das lässt sich repariern. So schlimm wird das nicht sein.

 

Dreißig Leute: Lebendiges Haus.

Kein Wasserhahn tropft mehr. Es sieht ganz wohnlich aus.

So könnt es bleiben: Man schläft gut zugedeckt.

Doch früh um fünfe, da wird unsanft geweckt.

 

Dreihundert Männer - ihr Rock aus grünem Tuch -

umstehn das Haus. Sie kommen nicht nur auf Besuch...

Vorbei der Traum, denn die verstehen keinen Spaß.

Der nächste Traum - er wird durchzogen sein von Hass...

 

Copyright 1981 Gerd Schinkel

 

Noch ein „Hausbesetzersong“, aus der Distanz verfasst, quasi Krawallromantik aus zweiter Hand im revolutionären Reggae-Rhythmus... Es gab später auch eine rockmusikalische Fassung mit „Krise“. geschrieben 1981.