KIRCHENASYL                                                        e/3

 

 

 

Mit dem Rammbock in die Kirche, mit der Flex bis zum Altar -                    eCH7e

 

Ist eine Kirche nicht mehr sicher? Wozu ist sie dann noch da?                    eCH7e

 

Was hat sie Fliehenden zu bieten, kann sie Schutz nicht mehr gewährn? aH7CH7

 

Dann wird das Gotteshaus zum Schuppen, zum Befüllen, zum Entleern…eaH7e

 

Für die Krippe ist kein Platz mehr - und zum Niederknien zu kühl -          GDH7e

Die Sakristei kein Ort der Gnade - keine Zuflucht, kein Asyl…           a6H8CD9e

 

 

 

Polizei steht schwer bewaffnet in Montur vor dem Portal

 

als wären Terroristen drinnen, und der Einsatz ganz normal…

 

Kein Verhältnis, kein Ermessen, wie ein Normannenüberfall.

 

in der Apsis vielleicht Rauchbomben und den Chor erschreckt ein Knall…

 

 

 

Der Einsatzleiter drängt nach vorne, mit gesetzestreuem Blick,

 

und der Pfarrer schaut gen Himmel, unbeweglich sein Genick.

 

Das Spezialkommando stürmt laut brüllend durch den Mittelgang

 

bis zu den Stufen vorm Altar auf dem Sisalteppich lang.

 

 

 

Auf der Kanzel liegt ein Schatten, und ein Rauch hängt überm Kreuz,

 

Glocken hört man durch die Fenster, wer gesündigt hat, bereut’s.

 

und in Handschelln rausgeleitet werden die, die Schutz gesucht,

 

und, zur Abschiebung verurteilt, ist ihr Flug schon längst gebucht.

 

 

 

Auf der Galerie die Orgel, dröhnend, füllt das Kirchenschiff,

 

macht von Ängsten und Verzweiflung jemand sich einen Begriff?

 

Von der Flucht in einer Barke, bei Wind und Wetter von weit her,

 

durch die Wüste, durch Verfolgung, Liebste ertranken schon im Meer…

 

 

 

Und das Flugzeug überfliegt die Toten, die das Meer verschlang.

 

In der Kirche hat die Orgel einen durchdringenden Klang.

 

Sie sind noch immer gegenwärtig – mancher kann ihr Schreien noch hörn.

 

Es übertönt das Halleluja, den Versuch, Gott zu betörn…

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel