AUGEN ZU UND DURCH

Wir könn uns hinstelln und so tun, als ob nichts wär‘,

als gäb es Krisen, Krieg, Konflikte gar nicht mehr.

Wir drehn uns Hoffnung, so wie andere nen Joint,

und halten jeden, der uns angrinst, für nen Freund.

Sagen benebelt: „Reg dich ab, du meine Güte, 

dreh dir doch, wenn es dir nicht passt, einfach ne Tüte,

und sieh die Zukunft und die Welt nicht grau in grau -

es weiß ja niemand, wie‘s tatsächlich wird, genau…

Da wächst im Lande unaufhörlich die Gefahr:

Was überwunden schien, das kommt schon wieder nah. 

Faschisten vor ner neuen Machtergreifung stehn,

und ihre Wähler wollen die Gefahr nicht sehn.

Es steht im AfD-Programm klar nachlesbar.

Zu viele wolln‘s nicht wissen, sagen: „Ist nicht wahr.“

Machen ihr Kreuz aus Ärger, Trotz, aus Wut und Zorn -

die braune Pest beginnt womöglich so von vorn…

Die Klimakiller machen weiter wie gewohnt.

Man lässt sie machen, weil für die Politik sich’s lohnt.

Da wird geschmiert, damit Gesetze keinen störn,

und so getan, als würd das Land ihnen gehörn.

Rüstungsfabrikanten profitiern vom Krieg

Wer sich auch durchsetzt - ihnen bleibt allein der Sieg.

Zerbombt man Städte, Länder, bringt mit Minen Menschen um -

sie schaun nur auf Profite, nehmen Kursverluste krumm.

Kontinente heizen auf, kühln nicht mehr ab.

Wer die Hitze nicht verträgt, endet im Grab.

Wer überleben will, geht dorthin, wo es geht,

bis er verzweifelt vor bewachten Grenzen steht.

Kontinente trocknen aus - dort wächst nichts mehr.

Küstenregionen holen Fluten sich ins Meer.

Durst und Hunger, Not und Angst lässt Menschen fliehn,

und wir wolln nur verhindern, dass sie zu uns ziehn.

Wir plagen uns herum mit anderen Problemen -

und wenn wir keine haben, wir uns welche nehmen:

Wir grenzen Menschen aus, weil sie nicht sind wie wir,

und fragen nicht einmal, warn sie nicht vor uns hier…

Wir zwingen sie, anders zu sprechen und zu schreiben, 

wollen sie nötigen, nicht wie sie sind zu bleiben,

verlangen von ihnen, zu leben wie sie solln,

und das soll ganz genauso sein, wie wir es wolln. 

© 2024 Gerd Schinkel