WOLFSHATZ                                                 G/3

 

 

 

Wir lassen sie abholn, vom Job und auch von Zuhaus.                   H8ea6D9

 

Wir schieben sie ab, wir schmeißen sie raus.                                 H8ea6D9

 

Manche Leute beklatschen, wenn man Menschenrecht bricht -           CD9Ge

 

was mit Menschen passiert, danach fragen sie nicht.                     CD-CDG

 

Manche haben Familie, eine Frau, auch ein Kind,

 

vielleicht sogar mehrere - alle fassungslos sind.

 

Er ist gut integriert, spielt im Fußballverein -

 

nun stellt man ihn vom Platz - er stellt keinem ein Bein…

 

 

 

Wir blasen zur Wolfshatz, obwohl wir Schafe reißen,            a6D9Ge

machen gnadenlos Jagd, um in Kehlen zu beißen.               a6D-H7e

Wir pirschen uns an, lassen keinem ne Chance,                  a6D-Ga6

fühlen uns überlegen aus sichrer Distanz.                            D9eDG

 

 

 

Wir reißen sie raus, mitten aus ihrem Leben.

 

Sie könnten gewiss eine Menge uns geben…

 

Wie sie es lang schon unterbezahlt doch getan -

 

doch wir folgen stattdessen einem Abschiebewahn

 

Wir selber zwar nicht, aber „man“ – also:  die Polizei

 

ist als Obrigkeits-Dienstleister ganz zentral mit dabei.

 

Die holt sie direkt im Blaumann vom Arbeitsplatz,

 

mitten aus der Montage, ohne einen Ersatz,

 

 

 

Angekündigt wird nicht - das hat man abgeschafft.

 

Dass bloß nicht noch einer abhaut, dafür gibt’s Abschiebehaft.

 

Knast für den unerlaubten verbotenen Aufenthalt -

 

Und zum Abschiebe-Abtransport, bringt man ihn mit Gewalt.

 

Er kommt zunächst hinter Gitter, erst einmal weggesperrt,

 

wird fixiert, wenn er Stress macht, sich womöglich noch wehrt.

 

Er hat nicht viel zu verstauen, kein minimales Gepäck.

 

was kann einer schon haben im illegalen Versteck…

 

 

 

Die antastbare Würde ist Recht im Abschiebeknast.

 

Dort machen sie mit dir, was ihnen gerade so passt.

 

Erwarte dort kein Hotel, kein Ponyhof nur mit Zaun –

 

„Aufenthalt minus Freiheit“ – kann man in Glückstadt beschaun.

 

Angeschnallt auf dem Sitzplatz zwischen Ohnmacht und Angst-

 

du weißt, dass du nichts tun kannst, auch um was du bangst.

 

Jeder ahnt, was ihm blühn kann, hat die Landung geklappt,

 

wenn man ihn abholt und abführt - Falle gleich zugeschnappt…

 

 

 

Misslung‘ne Suche nach Zukunft, und Erwartung als Last,

 

ernüchtert gestrandet, Glück deutlich verpasst,

 

enttäuschte Hoffnung, Träume geplatzt,

 

Perspektiven verloren, am Horizont kein Ersatz.

 

Er hat Mut bewiesen, und hat es verflucht –

 

In Zeiten wie diesen hat er es versucht.

 

hat sich Mühe gegeben, sich wirklich bemüht,

 

ein Einsatz zur Unzeit, vielleicht nur verfrüht.

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel