VETERANENTAG

 

 

 

Man denkt laut nach – ein Ehrentag für Veteranen,

 

Schweigeminuten zum Gedenken unter Fahnen,

 

für jene, die Regierende aus diesem Land

 

in Uniformen und bewaffnet ausgesandt.

 

Müssen wir dann nicht auch von anderen berichten,

 

die sich hier alt geschuftet, in ganz andern Pflichten:

 

In Krankenhäusern, Altenpflege, in Zivil -

 

ist das womöglich dann der Ehrungen zu viel?

 

 

 

Muss man tatsächlich einen Feiertag benennen

 

Und kann man den vom Militärischen nicht trennen,

 

an dem man sich erinnert an Vergangenheit,

 

und sie nicht nur verklärt als „gute alte Zeit“.

 

Muss man den Tag nach Karnevalsbeginn erwählen,

 

an dem sich manche mit nem fetten Kater quälen?

 

Das ist kein Tag, in dem viel Anerkennung steckt,

 

und ganz gewiss auch nicht für nüchternen Respekt.

 

 

 

Wer hat Jahrzehnte lang die Knochen hingehalten,

 

ist heut gebrechlich, geht gebeugt, ist grau mit Falten…?

 

Nicht jeder wird für seine Leistungen geehrt.

 

Verdiente Anerkennung wird zu oft verwehrt.?

 

Haben nur Anspruch auf Verehrung Waffenträger?

 

Und andere nicht, wie Lehrer oder Krankenpfleger?

 

Wird nur geehrt, wer sich mit Waffen wehren konnt‘ -

 

nur wer Gefahr erlebt hat, fern an einer Front?

 

 

 

Und jene, die hier Leid gelindert viele Jahre?

 

Die sich gekümmert von der Wiege bis zur Bahre?

 

Genügt es, wenn man aus den Fenstern Beifall zollt,

 

als hätten sie es schließlich anders nicht gewollt?

 

Wolln wir uns angemessen vor ihnen verbeugen,

 

ihnen uneingeschränkte Dankbarkeit bezeugen,

 

macht dann um Uniformen doch nicht so viel Wind -

 

ehrt die, die Pflicht erfüllend alt geworden sind…

 

 

 

Volkstrauertag - der Tag, Gefall‘ner zu gedenken,

 

ihnen auf Friedhöfen, Erinnerung zu schenken,

 

die man im Krieg verheizt hat, in den Tod geschickt,

 

auf deren Gräber man mit Tränen lang geblickt.

 

Denken wir auch an jene, die nach langen Jahren,

 

traumatisiert von dem, was sie im Krieg erfahren,

 

den Tag verdammt, als sie in Uniform gesteckt,

 

erleben mussten, wie man an der Front verreckt.

 

 

 

Durchziehn den Friedhof im November Nebelschwaden

 

bläst man an Gräbern „Ich hatt einen Kameraden“,

 

und weckt Erinnerung an tragischen Verlust,

 

wird die Entsetzlichkeit von Krieg erneut bewusst.

 

Wenn man vernimmt, wie sie erneut mit Waffen klirren,

 

und sich in Kriegsrhetorik wieder mal verirren,

 

ist Trauer angemessener Ehrenbeweis -

 

ein Ausweg aus dem Kriegs- und Rüstungsteufelskreis.

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel