TRAUMZEIT
Reib den Schlaf mir aus den Augen,
blick in einen grauen Tag.
Überlege, bleib ich liegen,
weil ich noch nicht aufstehn mag.
Nichts, was dazu drängen könnt –
was hätt ich für einen Grund?
Hab doch gerade noch geträumt –
doch der Traum war noch nicht rund.
Wo wurd mir der Traum entrissen?
Wie komm ich nun wieder rein?
Wie kann ich ganz rasch zurückkehrn?
Möcht genau da wieder sein,
wo ich seh, was mir passiern könnt,
wenn ich meine Augen schließ,
mich in meinem Traum verliern kann,
weil ich mich ihm überließ…
Ein‘ Versuch wär‘s wert, zu sehen,
wie der Traum zu Ende geht -
Also: Noch mal ausgestreckt
und in die Decke reingedreht…
Was war beinah schon geschehn?
Was hab ich im Traum gemacht?
Wollt ich gerade wem was bringen?
Hat mir jemand was gebracht?
Wo war ich grade gewesen?
Will genau da wieder hin!
Warum konnt ich dort nicht bleiben?
Muss ich da sein, wo ich bin?
Mach die Augen wieder zu
und such nach innen Blickkontakt:
Ob mich jemand gerade anschaut?
Bin ich bekleidet oder nackt?
Schwebe ich auf rosa Wolken?
Bin schon unten aufgeprallt?
Keine Chance auf weiche Landung?
Warum ist es da so kalt?
Bin schon völlig durcheinander:
Müsste mich erst mal sortiern.
Wie find ich zurück ins Warme –
und hab nichts mehr zu verliern.
Kann langsam mich ins Leben schleichen,
bin unauffällig wieder da.
Keiner ahnt, woher ich komme.
Niemand fragt, wo ich denn war.
Wie krieg ich raus, wo ich gewesen?
Kann mich wieder dort verliern.
Was hält mich, wo ich nicht sein mag?
Was droht mir hier zu passiern?
War ich mir zwar - doch sonst nicht sicher
vor jeder Widrigkeit geschützt?
Hab ich mich damit abzufinden,
wenn mich doch ein Traum beschützt…?
© 2022 Gerd Schinkel