LANGER ATEM
Ich hab langen Atem, e
dass ich stets genug Luft bekomm‘. DCH7
Bleib voller Hoffnung, e
wird mir auch die Luft mal genomm‘. DCH7
Ob ich empfindsam bin, C
andere abwägen solln, DH7Ie
die seit Jahrn mich erlebt C
und mich immer noch hören wolln. GH7e
Ich zähl mich dazu jedenfalls. D
Deshalb spür ich vielleicht, Ce
was mich ernüchtert, D
ertrage ich nicht mehr so leicht. CH7
Wenn es nicht abreißt, C
ist für jeden leicht abzusehn, De
bleibe ich auch nicht C
verbittert vor Blockaden stehn. H7e
Ich mag nicht mehr sein,
wo ich sowieso nicht bleiben kann,
weil die Luft mir zu dünn wird,
und mir nicht mehr reicht, irgendwann.
Wen es nicht hinzieht, wo
Sonne nicht scheint, muss nicht fliehn,
kann suchend nach
Wärme sich dunkler Kälte entziehn.
Wer glaubt, dass ich nach vorn
in die Opferrolle mich dräng
Verkennt, ich brauch Platz –
genau da ist mir zu eng…
Hab entschieden vor Jahren,
ich biete mich nirgends feil,
und wenn ich entkommen will,
ich mich dabei auch beeil.
Es wäre kein Rückzug
nach innen, folgt ich diesem Drang,
genug Luft zu suchen,
damit ich dort frei atmen kann,
um weiter zu hoffen,
dass ich bestimmt Menschen dort find,
die nie verletzend,
nicht nur unter sich herzlich sind. GH7e
Wo strahlendes Licht nie
erlöschen wird in Ignoranz,
Fanatiker Dogmen
verkünden und nicht Toleranz,
wo Luftnöte niemanden
hindern, dass er kräftig singt,
jeder mitsingen kann,
den der Gesang dorthin bringt.
Ich hab langen Atem,
doch irgendwann ist auch genug
mit Täuschung und Ausgrenzung,
Unwahrheit, Lügen, Betrug.
Dann geh ich auf Abstand
und bleibe danach distanziert -
vielleicht wird es, wenn sich
was ändert, von mir registriert.
Ich hab langen Atem,
wo mir genügend Luft bleibt,
wird mir nicht der Hals abgedrückt,
man mich nicht vertreibt.
Erwarte, man hält
die Gürtellinie auch ein,
ist mit mir solidarisch,
sollte das nicht mehr so sein…
© 2022 Gerd Schinkel