TRANSPARENZ

 

Wieder eine Sitzung. Wieder ein Termin,

um was zu entscheiden, uns am Nasenring zu ziehn.

Wieder tagt ein Gremium, abgeschieden, separat,

und die da sitzen, halten sich allein schon für den Staat.

Sie lassen uns nicht zuhörn, sich nicht in die Karten sehn,

also muss man ihnen auf die Nerven gehen…

 

Wir erleben, wie sie uns am liebsten führn:

Alleine, möglichst hinter fest verschloss‘nen Türn.

Wenn sie hinter denen unsern Ärger schürn,

sollten sie auch deutlich unsern Unmut spürn.

 

Wieder wird ne Tagesordnung rechtzeitig verschickt,

formal, was längst entschieden ist, nur noch abgenickt.

Wieder wird geredet, wortreich nichts gesagt,

Was entschieden werden soll, nicht mehr hinterfragt.

Manche reden Unsinn, andere bleiben stumm,

schlagen so die Zeit tot, sitzen da nur rum.

 

Jeder hat sich eingetragen, deshalb sind sie da,

Sitzungsgelder abkassiern, wie das immer war.

Schließlich ist das üblich hier im Staate Nimm.

Das ist nichts Besonderes, keiner findet‘s schlimm.

Und wenn es vorbei ist, gehn die Türen auf,

man zieht zusammen um „Da trinkt wir jetzt einen drauf!“

 

Ob Kreistag oder Ausschuss, Regionalverband,

tagen sie vertraulich, wird Transparenz verbannt.

Dann will man unter sich sein, von Zeugen ungestört,

damit keiner was mitkriegt, nicht jeder alles hört.

Wäscht eine Hand die andere im faulen Kompromiss,

könnt man sonst durchschauen, was so erklärbar ist.

 

Sie glauben, dass die Leute, von denen sie gewählt,

alles glauben, was man ihnen hinterher erzählt,

merken nicht, wie sie die Politikverdrossenheit

so immer mehr vergrößern bis zur Unerträglichkeit.

Die eigene Verantwortung wird rundherum beschönt,

die Schuld geben sie andern das sind sie so gewöhnt.

 

wieder eine Sitzung, wieder ein Termin,

um was zu entscheiden, uns am Nasenring zu ziehn.

Wieder tagt ein Gremium, abgeschieden, separat,

und die da sitzen, halten sich allein schon für den Staat.

Sie lassen uns nicht zuhörn, sich nicht in die Karten sehn,

also muss man ihnen auf die Nerven gehen.  

 

© 2022 Gerd Schinkel