MONSIGNORES BIOGRAFIN

 

Bigotta Theresa, mit dem Ohr stets dem Bischofs Mund nah,

schrieb auf, was er sagte und jedes Wort hielt sie für wahr.

Sie hoffte nicht nur, nein, sie glaubte, der Herr spräch‘ aus ihm.

Ihm nahe zu sein, schien ihr, als wäre sie mit ihm intim.

Bigotta Theresa schrieb auf, was der Bischof so sprach.

Ohne Zweifel zu zeigen, fragte sie nicht einmal nach,

hing an seinen Lippen, war er auch ohne Reue und Scham,,

und hielt für Gottes Worte, was aus seinem Mund kam.

 

Statt Pax vobiscum lieber im Ohr Ohropax -

mit Gläubigen streng, sieht man Missbrauch durch Geistliche lax…

 

Er hat seine Memoiren ganz exklusiv ihr diktiert -

Einer, der über dunkle Kapitel nicht ein Wort verliert,

sich reinwaschen wollte, sich frei sah von jeglicher Schuld -

sie sah sich gesegnet und sonnte sich in seiner Huld.

Den Bischof ernannte der Papst bald schon zum Kardinal.

Selbstverständlich hielt sie die Berufung auch für erste Wahl.

Verdient hätt die Würdigung wohl keiner eher als er,

weil als Kardinal kein anderer geeigneter wär‘.

 

Bigotta Theresa hat nie den Berichten geglaubt.

Vertuschung von Missbrauch hat niemals den Schlaf ihr geraubt.

Sie hat ihn entschieden verteidigt, sogar aggressiv.

Vorwürfe gegen ihn fand sie infam primitiv.

Sie sprach, wie er, von Lügen, und nannte es Hexenjagd,

aber ob da was dran sein könnte, hat sie nie gefragt.

In die Akte von „Brüdern im Nebel“ hat sie nie gesehn -

weil er nie davon sprach, war es ganz sicher auch nicht geschehn.

 

Was nicht sein darf, bestimmt doch auch nicht wahr sein kann.

So nahm sie, fest im Glauben, ohne jegliche Zweifel es an.

Der Kardinal schwieg und nahm seine Schuld mit ins Grab.

Und auch sie blieb von Zweifeln an ihm völlig frei bis sie starb

Verschweigen, verleugnen, vertuschen - und das mit System -

bis in höchste kirchliche Ämter ist das äußerst bequem…

Man tut, als müsst man nichts ändern, wär gar nichts geschehn -

und Gewesenes sei nur als einzelne Fälle zu sehn.

 

© 2022 Gerd Schinkel