VERHANDLUNGSANGEBOTSCHAFT

 

 

 

Da wärn wir also, Herr Aggressor,                       a6G

 

hoffen auch, Sie wolln uns hörn,                         a6G

 

wenn wir Sie mit vollem Vorsatz                         a6G

 

jetzt beim Angriffskrieg-Führn störn.                   E

 

Nein, wir wolln Sie nicht verärgern.                     a6G

 

Wir sind höflich, freundlich, brav                          a6G

 

und wir wissen uns zu fügen,                               a6G

 

sind auf Missstimmung nicht scharf.                   E

 

 

 

Wolln Sie nicht mit uns verhandeln?                  Ge

 

An nem riesig langen Tisch?                                Ge

 

Es wär wünschenswert, wär Ihre                         a6

 

Lust auf Krieg nicht mehr so frisch.                     CH7

 

Wir habn Plätzchen, Schokolade,                       CD

 

auch Tabak und Alkohol -                                      Ge

 

Vielleicht stimmt Sie das versöhnlich                 a6C

 

und wir fühln uns alle wohl.                                  H7e

 

 

 

Nein, wie kommen nicht mit Vorwürfen,

 

die Sie nicht hören wolln.

 

Sagen Sie, was wir für einen

 

Waffenstillstand machen solln.

 

Könnten Sie nicht überlegen,

 

mit dem Töten aufzuhörn?

 

Wir hörn zu, wenn Sie uns sagen,

 

woran Sie sich bei uns störn.

 

 

 

Trinken wir doch zur Begrüßung

 

erst mal ein Aperitif.

 

und dann reden wir mal drüber,

 

was bis jetzt doch prima lief,

 

packen die Geschenke aus,

 

die wir Ihnen mitgebracht -

 

wir habn uns die Auswahl lange

 

überlegt, nicht leicht gemacht.

 

 

 

Dann bei Kaffee und bei Kuchen –

 

selbst gebacken, ist ja klar,

 

von der Oma… Da komm wir uns

 

dann auch ganz gemütlich nah.

 

Über Raketen, Bomben, Panzer,

 

kann man reden - doch nicht jetzt!

 

Das ist vorerst doch kein Thema,

 

wenn man sich zur Torte setzt.

 

 

 

Nein, wir wolln ja darauf achten,

 

dass man es nicht übertreibt,

 

und das, was wir dann besprechen,

 

alles appetitlich bleibt.

 

Noch n Cognac oder Whiskey,

 

Wodka, Aquavit, Perno?

 

Wenn wir uns nett unterhalten,

 

sind doch sicher alle froh.

 

 

 

Solln wir nicht vielleicht was spielen?

 

UNO oder Stadt-Land-Fluss,

 

Blinde Kuh oder Ligretto, -

 

dass man auf Regeln achten muss.

 

Denn wer spielt und dann verhandelt,

 

welche Regeln gelten solln,

 

der lernt den andern besser kennen,

 

wenn wir uns vertragen wolln.

 

 

 

Wenn wir jetzt vor Ihrer Tür stehn,

 

dürfen wir doch sicher rein

 

denn bei Hitze, Kälte, Regen

 

wollen wir nicht draußen sein.

 

Och, Sie wollen nicht verhandeln

 

und stattdessen nur diktiern,

 

was wir tun solln, und uns drohen:

 

tun wir‘s nicht, könnt viel passiern.

 

 

 

Man kann über alles reden,

 

wenn man miteinander spricht.

 

Doch wie geht Miteinander-Reden,

 

wenn einer will, ein anderer nicht?

 

Ach Sie wolln gar nicht verhandeln?

 

Wir solln machen, was Sie wolln?

 

Wolln uns gar nicht überzeugen,

 

wir solln nur machen was wir solln.

 

 

 

Gut, dann stelln wir Sie zufrieden,

 

komm‘ wir sonst zum Frieden nicht.

 

Krieg zu sagen, wird vermieden.

 

Wer Frieden will, von Krieg nicht spricht.

 

Spezielle Einsatzkräfte

 

jenseits der Grenze operiern -

 

Ohne Krieg, gibts kein‘ Gewinner,

 

dann kann ja auch niemand verliern.

 

Aha.

 

© 2022 Gerd Schinkel