ZWEITE REIHE A/2
Manche Straße in der Stadt, in der ich gerne leb, A
erkenn ich heut nicht mehr. A
Anders jetzt als früher stehn heut viele Läden E
schon ne Weile leer. EA
Wenn ich dran vorübergeh, denk ich manchmal, D
wenn’s doch wie früher wär. DA If#
brächt doch jemand echtes Leben, so wie’s mal h
gewesen, wieder her. EA
Man müßt die Mieten doch nur so tief senken,
dass sie leicht bezahlbar wärn.
Muss sich doch nicht lautstark über zugeklebte
Schaufenster beschwern.
Sind Mieten unbezahlbar, bleiben Läden
eben unvermietbar leer -
wärn die nicht so hoch, zögen vielleicht auch
wieder Fachgeschäfte her.
So wie’s gewesen, ist lange her. DEA
Heul nicht am Tresen - so wird’s nicht mehr. EA
Mach dir die Gegenwart nicht selber schwer DEAf#
Glaub nicht, wär‘s so wie früher, alles besser wär… DEA
Dönerläden, Kopie-Shops, Nagelstudios
gibst schon genug.
Mehr davon in diesem Viertel wäre
unternehmerisch nicht klug.
Warum nicht ne Buchhandlung, ein Schreibwaren-
geschäft, ne Drogerie,
ein Metzger und ein Spielzeugladen… frag ein Kind,
meinst du, den braucht man nie…
Frag mich nicht: „Wieso: Schau mal, der Onlinehandel
läuft doch wie geschmiert!“
Man könnt doch alles kaufen, und es würd bis
vor die Haustür transportiert…
Wohin mit dem Abfall, der Verpackungsmüll
wird immer mehr und mehr…
Styropor zur Füllung von Kartons, die wären
sonst dreiviertel leer…
Früher ging ich in die alte Kneipe selten
freiwillig hinein.
Ohne Atmosphäre, ungemütlich lud sie
nicht zum Bleiben ein.
Jetzt ist da ein Privatarzt drin, auch die Post ist
schon ne Zeit lang dicht.
Die Sparkasse hat zu. Such keinen Blumenladen,
denn den gibts hier nicht…
Ich überleg, ob ich mir irgendwann die Haare
online schneiden lass…
Zurück vom Einkauf such ich nach ner Parklücke,
in die ich grad so pass…
Der Lieferant vom Onlinehandel parkt in
zweiter Reihe vor der Tür.
Gestern war ich grad nicht da, heute
will er leider nicht zu mir….
Copyright 2020 Gerd Schinkel