ZERFETZTE PLAKATE                                                                          G/4

 

 

 

Zerfetzte Plakate erinnern an bessere Zeiten.                                     GCG

 

und nähren die Hoffnung darauf, dass nichts bleibt, wie es ist.         ahD-

 

So als könnten wir uns schon mal jetzt darauf vorbereiten,               GCG

 

und bis dahin sei höchstens nur noch eine kürzere Frist.                   aD9G

 

Ein Rest kündet, irgendwo wär irgendwann was gewesen,               eCG

 

Irgendwas mit Irgendwem, geplant als noch viel möglich war.          eaD

 

Die Einzelheiten kann man schon lang nicht mehr lesen,                  CDH7C

 

es war wahrscheinlich sowieso auch gar keiner da.                            GDG

 

 

 

Statt Beifall und Gagen gibts für Künstler jetzt nur warme Worte,

 

Milliarden für Lufthansa, aber Lockdown für Kultur.

 

Alle Spielstätten dicht, alle Bühnen geschlossene Orte -

 

brotlose Künstler in Nöten und neben der Spur.

 

Verzweifelt gefragt, wie gewährleistet man Überleben,

 

sperrt man die Häuser für Kunst, für Musik und für Tanz…

 

Steht Kultur nicht nur am Rande, sondern erheblich daneben?

 

Fehlt ihr etwa neben Wirtschaft, Verwaltung Systemrelevanz?

 

 

 

Wenn Kultur ausgetrocknet wird, dann verhungern die Seelen.

 

Doch der Mensch lebt nicht von Brot und Fritten allein.

 

es darf ganz gewiss für den Geist auch an Nahrung nicht fehlen.

 

Wenn er verkümmert, dann geht er ganz kümmerlich ein.

 

Fehlt es der Phantasie auf Dauer an Reizen,

 

beschränkt sich der Mensch allein auf den Darm produktiv,

 

Der Geist stumpft ab, sollt man knaus‘rig mit Zuwendung geizen,

 

und am End ist der Ausdruck kaum noch kreativ…

 

 

 

Mir gings nie um Tantiemen, schrieb und sang ich meine Lieder.

 

Sang und schrieb was ich wollte, keiner schrieb mir etwas vor.

 

Verdiente mein Geld mir anders, sang nur hin und wieder.

 

Heut krieg ich Rente, vielleicht leiht mir nun mancher sein Ohr.

 

Wie Kohl sagte, ist das, was hinten herauskommt, entscheidend.

 

Und geht nun zugrunde, was trostlose Trübsal vertreibt,

 

so sind wohl am End viele Menschen depressiv leidend,

 

und das Lachen dann nicht einmal mehr im Hals stecken bleibt.

 

 

 

Künstler, die mit Leidenschaft eure Seelen verwöhnen,

 

glaubt nicht, sie leben von Luft und von Liebe allein.

 

Sie müssen für Nahrung und Wohnung genau wie ihr löhnen,

 

und nehmen, könn‘ sie ihre Künste nicht zeigen, nichts ein.

 

Der arme Poet von Spitzweg hinterließ keine Zeilen.

 

Verarmt ist er wohl unterm Dach verhungert, erfrorn.

 

Eh das heut einem Künstler passiert, solltet ihr mit ihm teilen,

 

ihn versorgen, statt laut zu beklagen, hat er sein Leben verlorn.

 

 

 

Copyright 2020 Gerd Schinkel