Sie stehn auf hohen Sockeln: Fürsten, Feldherrn, Generäle
Äbte, Päpste, Bischöfe, Kurienkardinäle.
Zu Lebzeiten warn alle wohl bekannt.
Freiheitskämpfer, Freischärler, verfolgt von Polizei
sind bei diesen Steinfiguren selten mit dabei -
die hat man nur kriminell genannt.
Refrain:
„Denk mal nach“ sagt so ein Denkmal, wird der Aufruf dann erfüllt,
dann muss sein, dass man manche Statue voll Scham verhüllt.
Wenn sie nicht kaputt gehn soll, dann aus dem Weg geräumt -
Denkt mal, wer sich gegen sie verzweifelt aufgebäumt.
Was warn das für Monarchen, Menschenschlächter und Rassisten,
Despoten, Unterdrücker, schlimmste Terroristen,
Eroberer, bereit zu jedem Krieg.
Mörder, Vergewaltiger, Folterer und Henker,
daneben ihre Hofschranzen, bekannt als Dichter, Denker,
die Massenmorde feierten als Sieg.
Wen feiern wir als Helden? Was warn ihre Heldentaten?
Wer hat gekrönte Inzuchtbrut zum eignen Wohl beraten?
Das gemeine Volk versank im Leid
Hunger, Armut, Willkürherrschaft, Krankheiten und Seuchen -
auf Sockeln stehn die Herrscher nur mit ihrn dicken Bäuchen,
Schmarotzerpotentaten ihrer Zeit.
Was tun wird mit Figuren, die aus Stein uns überragen,
wenn Nachfahrn ihrer Opfer uns heut mit Beklemmung fragen,
ob wir diese Verbrecher noch verehrn?
Entfernen wir die Schlächter von Straßen oder Plätzen,
warten nicht auf fassungslose Blicke und Entsetzen,
als ob‘s für uns noch immer Helden wärn.
Holt sie von den Sockeln, aus dem Blick und aus den Augen,
die nur noch für die Geisterbahn als Schreckgespenster taugen,
und hört, wer sich darüber noch beschwert…
denkt dran, wie machten damals solche Leute ihre Beute –
wer macht es ihnen gleich, wenn auch mit andern Mitteln heute
wie geht man mit euch um, wenn ihr euch wehrt….
Copyright 2020 Gerd Schinkel