MANHEIMER ENTWIDMUNG a/3
Der Dom von Immerath war keine Notre Dame. aG
Er liegt inzwischen nicht mal mehr Trümmern ea
Von ihm blieb nicht mal Schutt nachdem der Abrissbagger kam, aG
um seine Reste durfte man sich nicht mal kümmern. ea
Dem Dom von Immerath, dem ließ man keine Chance CG
intakt riss man ihn ab, komplett und ganz, FE
die Kirche als Institution interessiert nur die Monstranz, aG
sie zeigt anstatt Gewissen nur Vakanz?
Fea
Ist denn Kirche nicht gleich Kirche, als Gotteshaus nicht gleichviel wert? CG
Was ist an einer Kirche wertvoll, was an anderen verkehrt? dE
Wenn unter Notre Dame ein Flöz läg, wie lang hätt‘ es dann gebrannt? CG
Hätt man im Schein der Flammen ausgeharrt, gewartet wie gebannt? dFEa
Es sammelt fast mit Dosen ein Ministerpräsident,
um die Insel-Kirche wiederaufzubauen,
einer, den man heuchelnd aus den Fernseh-Talkshows kennt,
er weiß treuherzig in Kameras zu schauen.
In Keyenberg am Tagebau noch eine Kirche steht,
erhaltenswert, fehlt es auch an Bekanntheit.
die Kirche als Institution interessiert nur die Monstranz,
sie zeigt anstatt Gewissen nur Vakanz.
Er sammelt eifrig Spenden wie ein Retter der Kultur,
mag zum Kirchenabriss nicht ein Wort verlieren.
RWE zu bremsen geht ihm wider die Natur –
als würde Gottgewolltes nur passieren.
Manheim schon in Trümmern liegt, die Kirche man noch sieht,
entwidmet gibt man sie den Baggern preis,
die Kirche als Institution interessiert nur die Monstranz,
sie zeigt anstatt Gewissen nur Vakanz.
Welche Kirche wird geopfert? Welche Kirche wird geraubt?
Wer für Profit sich ungestört versündigt?
Wer redete falsch Zeugnis? Wem wird nicht mehr geglaubt?
Und wer von welchen Kanzeln falsch verkündigt?
Man teilt sich seine Schäfchen in schwarz und weiße ein,
weil man es will und nicht weil man es muss,
die einen lässt man beten, die anderen nicht hinein –
kann Selektion im Glauben möglich sein?
Copyright 2019 Gerd Schinkel