Epitaph für Walter Mossmann

 

Erst kommt das Zuhörn, eh das Singen was bringt,

eh man mit heißer Luft große Reden nur schwingt.

Man findet mit Einsicht dann auch leicht seinen Platz,

und wer überzeugt wird, macht auch klugen Rabatz.

 

Leben heißt lernen mit offenen Ohrn -

wer das nicht schnallt, dem geht manches verlorn.

Man muss genau hinschaun, dann erkennt man den Weg,

und wer sich begeistert, der geht auch nicht träg.

 

Das, was war, nicht verschweigen, nicht das, was ist, übersehn,

nicht die Wahrheit verleugnen und mit Mut widerstehn,

sich mit Zorn widersetzen und die Lust nie verliern,

für die Zukunft sich streiten, und nicht eitel sich ziern.

 

Keine Götzen bewundern und vor Sockeln nicht knien,

nicht vor Scheinheiligkeiten seine Mütze abziehn,

sich nicht ducken und wegdrehn, wenn es stinkt oder knallt -

wer die Hände nicht faltet, findet zupackend Halt.

 

Wer sich nur um sich selbst dreht, tritt sich leicht auf den Schwanz,

nur nichts Halbes versuchen - wenn schon, denn schon - dann ganz.

sich nicht schief und krumm biegen und nicht feige entfernt -

und beizeiten nicht kneifen - viel von Walter gelernt.

 

Copyright 2015 Gerd Schinkel