Pater der Marter

 

Mein Gott, was bin ich froh: War nicht im Internat.

Ein schlimmes Schicksal blieb mir so gewiss erspart.

Die geilen Kuttenträger, die fromm zur Buße fasten,

bleiben, auch wenn sie noch beten, kriminelle Päderasten.

Und den Bischöfen im prachtvollen Ornat

geht’s nur um eines: Bleibt der Heil’genschein gewahrt…

 

O Pater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott, wie dank ich dir: War nie im Internat

und hab, Gott sei Dank, auch meinen Sohn davor bewahrt.

Verklemmte Pfaffen, die nach Knabenkörpern gieren,

sie feucht befingern, drücken, reiben, sie massieren.

Kardinäle sind nun nachträglich entsetzt:

Kinderquäler wurden bestenfalls versetzt.

 

O Pater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Und Gott sei Dank: Mein Sohn sang nie im Knabenchor.

Kein Priester vor ihm erregiert die Hemmungen verlor,

sich seiner Macht bewusst in Hosen zu vergreifen,

sich schamlos weder Blick noch Griffe zu verkneifen.

Mit Angst und Schrecken Jungs zu dirigiern,

und junge Seelen maliziös zu malträtiert.

 

O Pater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott! Wie gut, war meine Tochter niemals dort,

wo Nonnenhexen Mädchen schikaniern an tristem Ort,

wo sie voll Fleischeslust in Grausamkeit sich üben,

mit Wonne büßen lassen, Lebensfreude trüben,

versichern, dass dem Herrgott dies gefällt…

dafür kassiern sie von den Eltern auch noch Geld.

 

O Mater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott! Was hatten meine Kinder für ein Schwein.

Kein Sakristei-Gefummel im geweihten Kerzenschein.

Kein Fingerspiel im Dunkeln tief unter der Soutane,

keine Messdiener-Verführung, und auch keine Messwein-Fahne…

Auch kein heiliges Gebimmel am Altar –

bei dem man nie weiß, was noch kurz davor geschah…

 

O Pater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott, was hast du auch für ein mieses Personal…

vergreifen sich an schwachen Kindern, so als wär’s normal,

und predigen von Kanzeln als verlogene Verkünder,

perverse Schweine beichten und sind reumütige Sünder.

Man vertuscht und zieht sie nur aus dem Verkehr,

tut noch so, als wenn doch nichts gewesen wär’.

 

O Pater der Marter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott, ich hab gehört vom Fortschritts-Institut,

wo viele so von schwärmten – nichts wär vergleichbar gut,

wo Lehrer Hand anlegten, so genannte Pädagogen,

den Schlitz auf Augenhöhe, und Vertrauen kalt betrogen.

Mancher weiß es, will’s nicht hörn, ist es auch wahr –

tut, als wär nichts gewesen und nie was geschah…

 

O Leugner der Folter, der gewissenlosen Kinderquälerei,

die ihr verdrängt - für Opfer geht sie nie vorbei…

 

Mein Gott, was kommt noch alles raus und wird bekannt,

Das Grauen übersteigt schon Phantasie und auch Verstand.

Und all die Jahre stumme Qual und schamhaftes Verschweigen –

Schon lange her? Und längst verjährt? Nur noch Nachsicht zeigen?

Ein lebenslanger Alptraum weggewischt?

Und der Glaube an Gerechtigkeit erlischt.

 

Copyright 2010 Gerd Schinkel