In Sünde

 

Lieben und leben „in Sünde“ – kann Liebe Sünde sein?

Und falls dies irgendwo stünde, würd’s auch nicht wahrer sein.

Wer formuliert, was als Moral nur knechtet

und dünkt sich besser, dass er sich erhebt,

und jeden, der nur anders lebt, gleich ächtet,

so tut, als ob er überm Wasser schwebt...?

 

Leben und lieben „in Sünde“ fällt manchen gar nicht schwer –

Sie haben dafür Gründe, verstecken sich nicht mehr.

Sie leben so, wie sie ihr Leben leben,

ganz egal, ob’s irgendwem missfällt.

Und geben sich, wem sie sich eben geben,

ganz gleich, ob jemand ihren Weg verstellt.

 

„In Sünde“ lieben und leben... Wer sagt, was „Sünde“ ist?

Wer reguliert das Streben, sortiert mit Hinterlist?

Sie lieben sich, wie sie einander lieben,

mit Herz und Bauch, und auch so, wie sie sind,

und lassen sich nicht auseinanderschieben,

und sind nicht stumm, nicht taub und auch nicht blind.

 

„In Sünde“ leben und lieben nicht, die sich liebend anschaun,

statt weh zu tun, nach Belieben, sich ohne Zweifel vertraun.

Was wäre wohl an ihrer Liebe Sünde?

Sie glauben dem, der ihnen Liebe gibt,

und wissen, wer bei Not zu ihnen stünde.

Lebt „sündig“ der, der einen anderen liebt?

 

Lasst sie sich liebend leben, legal, wie sie es wolln.

Lasst sie sich nehmen und geben, und sagt nicht, was sie solln.

In Partnerschaft sich miteinander teilen,

nicht heimlich, nicht im Dunkeln, nicht versteckt,

solang sie wolln gemeinsam zu verweilen,

das ist ein Recht, das niemanden erschreckt.

 

Copyright 2010  Gerd Schinkel