Drei Affen
Leere Flaschen überall, Vater, Mutter prall,
Kinder die schon nicht mehr heulen könn’.
Sind die Eltern wach, gibt’s vor allem Krach,
und nur noch das, was sich die Alten gönn.
Kinder sind ne Last, die nicht ins Leben passt.
Wie wird man sie möglichst wieder los?
Mit genug Gewalt werden sie nicht alt –
und wenn’s so kommt, ist die Empörung groß.
Drei Affen zeigen,
dass sie unser Vorbild gut verstehn:
Klappe halten, weghör’n,
was uns nicht gefällt, nicht sehn…
In der Wohnung ein Idyll – übersät mit Müll,
Kinder hat man lang nicht mehr gesehn.
Hilflos im Gestank, ungepflegt und krank,
jeder Schritt schmerzt - wer mag da noch gehn.
Alter ist doch bloß ein fürchterliches Los
für den, der sich in Einsamkeit versteckt.
Und wenn ein Cocktail winkt, ihn mancher gerne trinkt -
und wenn’s so kommt, sind alle so erschreckt.
Drei Affen zeigen,
dass sie unser Vorbild gut verstehn:
Klappe halten, weghör’n,
was uns nicht gefällt, nicht sehn…
Irgendwo in einer Stadt, die manchen Namen hat,
eine Frau – zerbrochen und gequält,
die sich nicht mehr wehrt, was ihr auch widerfährt,
und die Schläge, die sie treffen, nicht mehr zählt.
Ohnmächtig verlorn, am liebsten nie geborn,
an Leib und Seele unheilbar verletzt.
Flucht nicht mehr geschafft, zu spät aufgerafft -
und wenn’s so kommt, sind alle ganz entsetzt.
Drei Affen zeigen,
dass sie unser Vorbild gut verstehn:
Klappe halten, weghör’n,
was uns nicht gefällt, nicht sehn…
Irgendwo, weit in der Welt, unterm Himmelszelt,
nackter Terror Menschen zittern lässt.
Fanatismus Mörder treibt: Getötet wird, wer bleibt,
oder in die Sklaverei gepresst.
Die Schwachen blicken leer, keine Hoffnung mehr,
Killern ausgeliefert, ungeschützt.
Schert sich einer drum? Fragt einer warum?
Geht’s nur darum, wie uns die Sache nützt?
Drei Affen zeigen,
dass sie unser Vorbild gut verstehn:
Klappe halten, weghör’n,
was uns nicht gefällt, nicht sehn…
Copyright 2010 Gerd Schinkel