FURCHTBARE PLÄNE
 
Sag mir, Mama, ist das denn tatsächlich wahr?        GD9eD
Die reden so bedrohlich, es klingt furchtbar klar.      GD9eD
Alle, die wie wir sind, und nicht so wie sie,               CH8a6D
sollen remigrieren - sag, was meinen die?               CH8a6D
Was heißt es, reden manche von Remigration.
Andere wieder nennen es Deportation -
Sind wir nicht hier geboren, wohin solln wir denn?
Was soll ich in nem Land, dass ich doch gar nicht kenn?
 

 

Pläne liegen auf dem Tisch.                                                 CH8D9e
Und die Angst davor, die ist ganz frisch.                               CH8D9G
Wenn wir ausgewiesen werden, wo solln wir dann hin?       CH8D9e
Ich will von hier nicht weg, will bleiben, wo ich bin…              CH8a6D

 

 
Warum solln wir auf einmal ganz woanders hin?
Will man uns vertreiben? Worin liegt der Sinn?
Wie solln wir dahinkomm’, bleiben wir nicht hier -
wenn wir angekommen sind, wo bleiben wir?
Wartet jemand auf uns, nimmt uns in Empfang?
Ist das vorübergehend, oder für ganz lang?
Könn wir irgendwann vielleicht auch mal zurück?
Was meinst du damit, wenn du sagst: „Mit sehr viel Glück…“
 
Wem sind wir im Weg? Wer will uns fort von hier?
Wem haben wir denn was getan? Wen stören wir?
Wieso können die uns sagen, ihr müsst gehn?
Dies wär‘ nicht unser Land - lasst euch nie wieder sehn…
Und wenn wir nicht hierhin gehören, wohin dann?
In ein Land, wo ich mit keinem reden kann… 
die Sprache nicht versteh, ich nicht zu leben weiß -
wenn ich auch ähnlich dort wie manche andere heiß‘.
 
Können wir nicht bleiben, spür ich große Qual., 
Ist denen, die uns hier vertreiben, das egal?
Wie kommen die darauf? Wer hat die aufgehetzt?
Das war doch nicht schon immer so? Warum denn jetzt?
Wenn die auf uns wütend sind – warum denn bloß?
Was ist mit den aufgebrachten Leuten los?
Ham wir ihnen was weggenommen? Ihnen was gestohln?
Was heißt es, soll Geschichte sich nicht wiederholn?
 
Wovon solln wir dort leben, wie verdien‘ wir Geld?
Wo solln wir wohnen, auch wenn‘s uns dort nicht gefällt?
Müssen wir dort bleiben, sind wir da willkomm‘? 
Wird uns alles, was wir haben, weggenomm‘. 
Wem kann ich noch glauben, wenn ich ihn was frag?
Wem kann ich vertraun, dass ich ihm alles sag?
Woraus schöpf ich Mut, wenn ich verzweifelt bin?
Hab ich mein Vertraun verlorn, wo geh ich hin?
 
Was mach ich, wenn ich wach lieg und nicht schlafen kann?
Wie fang ich von was Schönerem zu träumen an?
Was mir keine Angst macht und mich schlafen lässt?
Wie halt ich mich an Hoffnung, die verschwindet, fest?
Wolln Millionen Leute, dass wir bleiben könn‘?
Anders als die, die uns kein Zuhause gönn‘?
Wer kann hier bestimmen, dass es anders wird?
Wer hat recht? Und wer weiß nicht, dass er sich irrt?

 

 

 

© 2024 Gerd Schinkel