Freispruch

 

Gute Geschichten hört jeder doch gern.

Spannend ist diese: Handelt von einem Herrn.

In der CDU Hessen war er nicht irgendwer,

hatte Macht, hatte Einfluss: Generalsekretär.

War auch die Partei noch in Opposition -

dafür war sie stramm rechts, jahrzehntelang schon.

Das zu bewahren war damals sein Ziel.

Kein Einsatz zu hoch: Politik ist kein Spiel.

 

In der Politik geht es um Einfluss und Macht.

Wer beides vereint, hat es zu was gebracht.

Wer zielstrebig auftritt, gilt als großes Talent,

was mancher mit Spenden auch gern anerkennt.

Doch manchmal sind Spenden nicht ganz so legal.

Ein Fall kam heraus, genannt Flick-Skandal.

Bloß nicht da reinrutschen, das war sein Ziel.

Kein Einsatz zu hoch: Politik ist kein Spiel.

 

Nun ein Freispruch für Manfred Kanther?

Ja, das sei nur gerecht, so befand er.

Doch er war reif, er war dran, längst überfällig –

vielleicht nicht kriminell, aber kriminellig.

Er war reif, er war dran, das begreift man schnell –

zumindest kriminellig, wenn schon nicht kriminell...

 

Die Spenden verwenden zum besseren Zweck:

Eh der Staat sie kassiert, schiebt man sie besser weg.

Millionen verschoben, schwarz in die Schweiz.

Keiner muss es erfahren. Es ist ja kein Geiz.

Die Zinsen erklärt man - da ist man so frei -

als jüdische Erbschaft und grinst wohl dabei...

Dann wird er Minister, ist als Sheriff am Ziel

mit „Null Toleranz“: Politik ist kein Spiel.

 

Doch irgendwie kam schließlich alles ans Licht:

Das Geld war in keinem Kassenbericht.

Ein Bußgeld war fällig, traf hart die Partei.

Die CDU grollte – doch er fand nichts dabei.

Sein Unrechtsbewusstsein blieb immer noch klein:

Was sollte an Geld schon Verwerfliches sein?

Doch wird er verurteilt. Das war nicht sein Ziel!

Wo bleibt seine Ehre? Politik ist kein Spiel...

 

Nun ein Freispruch für Manfred Kanther?

Ja, das sei nur gerecht, so befand er.

Doch er war reif, er war dran, längst überfällig –

vielleicht nicht kriminell, aber kriminellig.

Er war reif, er war dran, das begreift man schnell –

zumindest kriminellig, wenn schon nicht kriminell...

 

Was kämpft er um Ehre? Hat davon nicht mehr

als ein kleiner Ganove, der verknackt worden wär,

hätt der die Gesetze so nassforsch verletzt...

Doch der schwarze Sheriff bleibt stur bis zuletzt.

Da ist er nicht anders als sein Kanzler Kohl.

Auch der pochte auf Ehre – und schon klingt das Wort hohl...

Für manchen ist Macht das einzige Ziel.

Und Gier treibt sie an: Politik ist kein Spiel.

 

Nun ein Freispruch für Manfred Kanther?

Ja, das sei nur gerecht, so befand er.

Doch er war reif, er war dran, längst überfällig –

vielleicht nicht kriminell, aber kriminellig.

Er war reif, er war dran, das begreift man schnell –

zumindest kriminellig, wenn schon nicht kriminell...

 

Copyright 2006 Gerd Schinkel

 

"Es war einmal…" ein Bundesinnenminister, der sich durch besondere Schneidigkeit als unersetzlicher Hüter von Recht und Ordnung glaubte profilieren zu können. In gradliniger Weise immer das Herz auf dem "rechten Fleck", glaubte er sich jahrelang dafür eingesetzt zu haben, dass weder er noch seine Partei - die hessische CDU - Schaden oder Nachteile hinzunehmen hatten. Als Generalsekretär der Hessen-CDU war er einer von drei Männern, die den so genannten Schwarzgeld-Skandal zu verantworten hatten, bei dem – gesetzeswidrig - nicht angegebene Spendenbeträge, die der Hessen-CDU zugeflossen waren, in Millionenhöhe schwarz in die Schweiz und später nach Liechtenstein transferiert wurden, um sie so (nach dem Flick-Skandal) dem Zugriff des Staates zu entziehen. An die CDU zurückfließende Zinserträge aus dem "schwarz geparkten" Spendentopf wurden schamlos quasi als „Spenden aus jüdischen Erbschaften“ deklariert und nach Gutsherrenart von Manfred Kanther und seinem "Triumvirat" an "Bedürftige" ausgeschüttet. Im einem ersten Prozess noch verurteilt, mochte Kanther diese Brandmarkung als Krimineller, diese Schande für seine Ehre, nicht hinnehmen und bekam vom Bundesgerichtshof in Karlsruhe die Bestätigung, dass das erste Urteil fehlerhaft gewesen sei. Im September 2006 hoffte er auf einen zweiten Prozess und natürlich darauf, danach mit Freispruch wieder in weißer Weste dazustehen. Der zweite Prozess endete schließlich im Herbst 2007, und zwar nicht mit dem von Kanther erhofften Freispruch, sondern immerhin noch mit einer Geldstrafe, wodurch Kanther aber nicht mehr als vorbestraft galt und auch nicht in seinen Pensionsansprüchen beschnitten wurde. Mal unabhängig davon, ob oder wie er sich nun im Sinne des Strafgesetzbuches strafbar gemacht hat - gegen geltendes Recht verstoßen hat er allemal. Doch für solche Herrschaften - wie ja auch zum Beispiel für Kanthers Kanzler Kohl, der bis heute die Auskunft darüber verweigert, wer in rechtsbrecherischer Weise der CDU Spenden hat zufließen lassen (Siehe Lied „Kohlroulade“) – gelten manche Rechtsbrüche ja bestenfalls als Kavaliersdelikte.