LIEDERPARTISAN

 

 

 

Ich bin ein Liederpartisan,                     D-

 

mein Gewissen kein Parteibuch drückt, C

 

der beim Auftritt Klartext singt                D-

 

guerillamässig die Gitarre zückt.            C

 

Kein Chefideologe                                 G

 

mich streng auf Linie zwingt,                 A

 

alleine, ohne Stichwortzettel,                 G

 

mir Nachdenken gelingt.                        A

 

 

 

Mein Repertoire schrieb ich mir selbst,

 

es ist kein Parteiprogramm

 

Wenn ich einen Parteichef seh,

 

steh ich nicht ergriffen stramm.

 

Kein Ortsverein, kein Kreisvorstand

 

bestellt mich vor ne Kommission.

 

Kein Schiedsgericht kann mich je

 

mit nem Urteilsspruch bedrohn.

 

 

 

 

 

 

Ich nehm, was um mich rum passiert,

 

durch meine Brille ins Visier,

 

niemand kann mir drohn, dass ich

 

sein Wohlwollen verlier.

 

Bin keines andern Sprachrohr,

 

singe keinem nach dem Mund.

 

auch nicht auf Bestellung,

 

sing ich, Ecken wären rund.

 

 

 

Ich brauch auch keine Schulung,

 

einen, der mir was erzählt,

 

keinen, der mit einer

 

Theorie verbohrt mich quält,

 

die ich zu lernen hätte,

 

der ich mich unterwerfen müsst –

 

keiner kann behaupten, ich hätt

 

seine Füße mal geküsst.

 

 

 

Schreibe keine Hymnen mehr

 

und keinen falschen Lobgesang.

 

Soll ich irgendwen bejubeln,

 

fehlt mir dazu jeder Drang.

 

Sing manchmal überraschend,

 

wo keiner mit mir rechnen kann –

 

Ziele dann wie aus dem Dickicht

 

mit Texten wie ein Partisan.

 

 

 

Ich trete auf als Einzelkämpfer,

 

wenn ich auf der Bühne steh.

 

bin linientreu auf keinem Strich,

 

folg dem Kurs, auf dem ich geh.

 

Vermarktung interessiert mich nicht,

 

sing sowieso nicht für Profit.

 

Mit meiner Stimme sing ich laut,

 

nur, dass endlich was geschieht.

 

 

 

Ziel mit meinen Liedern

 

auf den Punkt, wie ich ihn seh –

 

Sehn andern andere Punkte,

 

dann wohl, weil ich woanders steh.

 

Hab meinen Standpunkt, zwing dich nicht,

 

dass du ihn mit mir teilst.

 

Willst du nicht mehr bleiben – ich halt

 

dich nicht, dass du verweilst.

 

 

 

Es freut mich, wenn du zuhörst,

 

weil du‘s willst, und du das kannst,

 

Ich stör keinen, der tanzen mag,

 

solange er nur leise tanzt.

 

Wenn ich unter deine Haut schleich

 

als ein Liederpartisan,

 

dann bin ich überzeugt,

 

ich hab was Sinnvolles getan.

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel