BERTHA                                                         G/4

 

 

 

Weit mehr als hundert Jahre her ist ein Roman erschienen,            GD9eC

 

mit Kriegserfahrungen, den eine Frau schrieb nach vier Kriegen.   GH8a6D9

 

Ihre Einsicht zu verbreiten, sah sie als ihre Pflicht:                         GD9eC

 

Krieg ist ein Verbrechen – so ist es, kurz und schlicht,                    GH8a6D9

 

von niemandem zu leugnen, auch anzuzweifeln nicht.                   CH8a6D9G

 

Leute, die es lasen, gibt es heut nicht mehr genug.

 

Gilt, wer unbeeindruckt blieb, inzwischen schon als klug?

 

Wer sich gegen Krieg wehrt und auf die Straßen geht,

 

vor Kasernentorn im Weg sitzt oder steht,

 

hört dann vor Gericht, dass er Landfriedensbruch begeht.

 

 

 

 

 

 

Darf sich nicht wehren, wer erkennt, sein Leben ist bedroht,

 

sich und seine Mitmenschen gefährdet sieht vom Tod,

 

darf sich davor nicht schützen, dass man Waffen nutzt,

 

sie zum Morden einsetzt, vorher noch lange putzt,

 

nicht sieht, wie er sich selbst dabei besudelt und beschmutzt.

 

Kämpfst du für den Frieden und man stellt dich vor Gericht,

 

das Gericht dich anhört, doch verstehn will es dich nicht,

 

dann droht dir Bestrafung, weil du Angst hast vor dem Krieg,

 

und nicht das Gerede glaubst vom „ganz gewissen Sieg“,

 

und für mitschuldig jeden hältst, der zu lange schwieg.

 

 

 

Was ist der Preis noch wert, den Bertha einst entgegennahm,

 

den inzwischen mancher Kriegsverbrecher auch bekam,

 

Ariane setzt mit vielen andren sich für Frieden ein,

 

wird wie andere verurteilt – was soll daran strafbar sein?

 

Friedensschützer, die man einsperrt, bleiben nicht allein.

 

Was ist das für eine Welt, die dich zum Kriegführn zwingt,

 

Dich, wenn du dich weigerst, in ne Zelle bringt.

 

Und zeigst du dagegen, mit andern laut Protest,

 

hältst an deinem Widerstand unbeirrbar fest,

 

Man dich mit Gewalt aus dem Weg entfernen lässt.

 

 

 

© 2023 Gerd Schinkel