NERV DER ZEIT

 

Ich ziel mit meiner Stimme auf den Nerv der Zeit –

Schweigend alles hinzunehmen, bin ich nicht bereit.

Ich pack meine Gefühle in Akkorde ein.

So sind sie besser aufbewahrt und können nützlich sein.

 

Ich taste auf den Saiten nach dem Puls der Zeit,

mit Freude und Erstaunen oder Fassungslosigkeit,

kann manches nicht begreifen, weil es sich mir entzieht –

doch kann es nicht verhindern, weil es vor mir geschieht.

 

Was mir bemerkenswert scheint, schreib ich auf in dieser Zeit,

was auffällig herausragt, oder was zum Himmel schreit,

und mich nicht wieder loslässt, was ich nicht vergessen kann,

und hab ich es gereimt, fang ich mit der Vertonung an.

 

Lieder gehn mit mir durch gute und durch schwere Zeit,

sind mein Ventil für Freude und mein Trost, empfind ich Leid,

Ich halt ich halte meine Verse in kurzen Zeilen fest,

versuche zu verstehn, was sich kaum erfassen lässt,

 

Weiß ich nicht mehr wie’s weiter geht in einer dunklen Zeit,

bewahrt ein guter Einfall mir vielleicht die Heiterkeit,

sortier meine Gedanken, bring sie dann in eine Form,

die mir adäquat scheint, und schwer mich um keine Norm.

 

Und was dabei herauskommt, ist das, was ich so sing –

Ihr braucht es nicht zu holen, weil ich es gerne bring,

in unverpacktem Klartext, und zur Nachsicht kaum bereit,

in einer Handvoll Liedern mitten auf den Nerv der Zeit.

 

© 2023 Gerd Schinkel