DER BRAND IN MORSCHENICH

 

Das Gotteshaus von Morschenich, als Kirche längst entweiht,           GFCD

in Brand gesetzt im Morgengrauen, zerstört zum Himmel schreit,         GFCD

im Ort, bedroht von Baggern, dort als Schaufelräderfraß,               a6H8CD

dem gnadenlos, gewinngeil, RWE im Nacken saß.                         GFCD

Zentral im Ort, im Mittelpunkt, wo Leben fast erstarb,

inmitten unbewohnter Häuser, geleert schon manches Grab,

die Haltestelle gegenüber, wenn der Bus noch kam,

den von diesem alten Platz aus kaum noch jemand nahm…

 

Wer kam heimlich und verdeckt und brachte Flammen rein?           FCH8a6

Wer hat die Kirche angesteckt? Sie brennt nicht von allein.

 

Weiß jemand zu erklären, was zur frühen Stund geschehn?

Wie kann altes Gemäuer von allein in Flammen stehn?

Kein Blitzeinschlag mit Donner hat in dieser dunklen Nacht

im ungeschützten Gotteshaus sinnlosen Brand entfacht…

Morschenich war eigentlich zur Vernichtung vorgesehn.

Gefasst wurde dann der Beschluss: Morschenich bleibt stehn.

Die Kohle wird nicht mehr gebraucht, die tief im Boden liegt -

Hoffnung keimte auf: Das Dorf ne neue Zukunft kriegt….

 

Die Feuerwehr kam, denn das Dach hat lichterloh gebrannt.

Vor den Trümmern fassungslos ein Morschenicher stand,

der die Kirche nach dem Krieg mit wiederaufgebaut -

die nun das Feuer fraß, ein Raub der Flammen, heiß und laut.

Wer hat sinnlos den Brand gelegt, warum und auch für wen?

Fragen unbeantwortet durch die Ruine wehn.

Wird ermittelt? Wird gefahndet? Tätern auf der Spur?

Oder bleibt zurück am Ende die Ruine nur?

 

Morschenich gibt es zweimal – ein neues, eines alt –

Nach einer Weile war der Rest der Kirche schließlich kalt.

Das Leben geht nun weiter – als Erinnerung verblasst,

was nicht ins schön gefärbte Bild der alten Ortschaft passt

Beschlüsse, die man fasst, Beschlüsse, an die man sich hält,

manchem wohl nicht passen, dem Beschlossenes missfällt.

Es kam kein Mensch zu Schaden, wird zufrieden bilanziert…

selbst nah am heißen Feuer man am frühen Morgen friert…

 

©2023 Gerd Schinkel